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Taktikfrage 3-4-3: Ein System mit Zukunft für den BVB?

Julian Brandt
Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

Gegen Hertha BSC überraschte Lucien Favre mit einer Neuerung auf der Taktiktafel. Denn er schickte die schwarz gelben Profis im 3-4-3 auf den Platz. Komplett sattelfest wirkte die Mannschaft in diesem System noch nicht. Doch im eigentlich heiligen 4-2-3-1 war das in den Spielen zuvor ebenfalls nicht der Fall. Kommt die Dreierkette bei Lucien Favre in der Zukunft nun vermehrt zum Einsatz?



Lucien Favre ist ein akribischer Arbeiter an der Taktiktafel. Umso mehr überrascht es, dass er sich bei seiner Systemwahl so lange so stur zeigte. Auf die gegnerische Ausrichtung mit der eigenen Taktik reagieren war seine Sache nicht. Somit veranschaulicht der Fakt, dass er die BVB-Elf gegen Hertha BSC im 3-4-3 statt des eigentlich gewohnte 4-2-3-1 auf’s Feld schickte, dass der Druck auf ihm enorm gewesen sein muss. Selbst wenn die Partie letztlich nicht knapp und wehrhaft mit 2:1 gewonnen worden wäre – immerhin hätte sich Favre nicht vorwerfen lassen können, alles versucht zu haben.

Es sprechen aber einige Punkte dafür, öfter in dieser Grundordnung anzutreten. Zunächst die Außenverteidiger. Sowohl Achraf Hakimi und Raphael Guerreiro, die gegen die Hertha in der Startelf standen, als auch Nico Schulz und Lukasz Piszczek haben enorme Fähigkeiten in der Offensivbewegung. Sie sind schnell, kombinations- und abschlussstark. Haben sie drei Verteidiger in ihrem Rücken ist ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung mit weit aufgerückten Außen deutlich einfacher zu kompensieren.

Auch die Abteilung Attacke kann von der defensiven Dreierkette profitieren. Denn ein klarer Stoßstürmer fehlt dem BVB ja sowieso, vor allem solange Paco Alcacer weiter nicht fit ist. Der Spieler in der Sturmspitze – egal ob Mario Götze, Julian Brandt oder Marco Reus – war zumeist kaum am BVB-Kombinationsfußball beteiligt. Geht ihnen die 3-4-3-Taktik mehr in Fleisch und Blut über, können auch alle Offensivakteure wieder aktiv eingebunden werden.

Brandt und Zagadou glänzen dank der Taktikumstellung

Neben dem Dauerbrenner Axel Witsel musste Lucien Favre im zentralen Mittelfeld improvisieren. Denn Julian Weigl fehlte ebenso verletzt wie Thomas Delaney. Favre vertraute nicht dem erwartbaren, aber formschwachen Mahmoud Dahoud, sondern zog Julian Brandt weiter nach hinten. Und der in der Sturmspitze oft unglücklich wirkende Blondschopf wusste als offensiver Sechser durchaus zu gefallen. Für ihn selbst kam das nicht allzu überraschend. „Ich habe es ja schon tausendmal erzählt, dass ich es mag, wenn ich viele Spieler um mich herum habe“, kann sich Brandt weitere Einsätze auf dieser Position sicherlich gut vorstellen.

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Das Dortmunder 1:0 bereitete er mit einem tollen Pass aus der Tiefe auf Sancho mustergültig vor. Und auch defensiv erledigte er seine Aufgaben gut, als der BVB in Unterzahl in Halbzeit zwei den Vorsprung verteidigte. „Für mich war es kein Problem, mich in der zweiten Hälfte defensiver zu verhalten“, meinte der 23-Jährige, „ich stelle mich gern in den Dienst der Mannschaft. Fußball ist Ergebnissport. Wenn man gewinnt, ist man glücklich.“

Glücklich war sicher auch Dan-Axel Zagadou. Wurde der bullige, aber fehlerbehaftete Franzose in der Innenverteidigung im bisherigen Saisonverlauf sogar hinter Julian Weigl zum vierten Innenverteidiger degradiert, stand er in der Dreierkette gegen Berlin 90 Minuten auf dem Platz. Durch die zusätzliche Absicherung können Abspielfehler oder Unkonzentriertheiten einfacher ausgeglichen werden. Und dank seines physischen Spiels wurde er beim Powerplay der Berliner zum Turm in der Schlacht. „Dan-Axel hat ein tolles Spiel gemacht“, lobte anschließend auch Michael Zorc.

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