Ricken über Probleme beim Nachwuchs: „Wollen keine kleinen Prinzen“
Lars Ricken (43) ist nach wie vor ein Mann klarer Worte. Der Nachwuchskoordinator von Borussia Dortmund hält den derzeitigen Fußball-Nachwuchs für zu verhätschelt. In einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ spricht er auch über Probleme in der gesamten Gesellschaft, in der es jungen Menschen zunehmend schwer falle, gegen Widerstände anzukämpfen.
„Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei einigen jungen Spielern heutzutage die Widerstandsfähigkeit nicht so stark ausgeprägt ist wie früher“, so der ehemalige BVB-Spieler Lars Ricken im Interview mit der Zeitung „Die Welt“. Doch Ricken zeigt dabei auch die Philosophie auf, die er als Nachwuchskoordinator bei Borussia Dortmund verfolgt: „Wir wollen aber keine kleinen Prinzen in bunten Fußballschuhen entwickeln.“
Beim BVB gebe es Maßnahmen „zur bewussten Herausbildung von Verantwortlichkeiten“, so Ricken. „Für die Spieler, die Trainer und die Eltern.“ Ricken und sein Team legen dabei ein besonderes Augenmerk auf die Eltern der Jung-Kicker. „Es darf nicht jedes Problem vom Vater oder der Mutter gelöst werden, die Jungs müssen lernen, Problemlösungen selbstständig anzugehen. Das müssen die Jungs lernen – aber auch die Eltern“, so der ehemalige deutsche Nationalspieler.
Ältere Juniorenspieler können beim Klub ein breites Bildungsprogramm in Anspruch nehmen. Dabei geht es auch um das Beziehen einer ersten Wohnung, Fremdsprachen, Workshops in der Fan-Szene des BVB und der Umgang mit den Sozialen Medien.
Ricken: Junge Spieler dürfen „nicht nur in der Blase Fußball leben“
Ricken hat das Problem längst erkannt und will beim BVB bewusst dagegen steuern. „Wir reden ja auch über Persönlichkeitsentwicklung und darüber, Typen zu entwickeln, die durchsetzungsstark und konfliktfähig sind“, so der 43-Jährige. „Deshalb müssen wir aufpassen, dass junge Spieler nicht nur in der Blase Fußball leben, sondern auch noch Kontakt zu Menschen behalten, die keine Leistungssportler sind.“
Lars Ricken galt eins als deutsches Supertalent. Mit seinem fulminanten Weitschuss direkt nach seiner Einwechslung zum 3:1 gegen Juventus Turin sicherte er seinem BVB 1997 den Titel in der Champions League. Ricken spielte von der Jugend bis zum Karriereende bei Borussia Dortmund. Den ganz großen Durchbruch zum Superstar schaffte er allerdings nie. 407 Karrierespiele stehen bei ihm für den BVB zu Buche. Ihm gelangen 69 Tore und 65 Vorlagen. Zudem brachte er es auf 16 Länderspiele, ein Tor und fünf Vorlagen. Bei der WM 2002, die mit dem zweiten Platz endete, war Ricken letztmals bei der deutschen Nationalelf dabei. 2009 beendete er seine aktive Karriere. Damals wie heute gilt Ricken als Publikumsliebling.