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Brandt fordert, dass Fußball „kein Luxusgut wird, sondern für alle bezahlbar bleibt“

Julian Brandt
Foto: imago images

Nachdem Mats Hummels mit Kollegen aus dem Profifußball ein Bündnis zur Vertretung der Spielerinterssen gründete, beweist auch Julian Brandt, dass er ein Profi ist, der über den Tellerrand des Fußballgeschäfts hinausdenkt. In der aktuellen Ausgabe des Fußballkultur-Magazins „11Freunde“ zeigt sich Brandt bodenständig und kritisch. Der Fußball darf sich nicht zu weit von seinen Wurzeln entfernen, fordert Julian Brandt.



Julian Brandt ist als deutscher Nationalspieler und Dauerbrenner bei Borussia Dortmund einer der großen Stars der Bundesliga. Dennoch haftet ihm ein bodenständiges Image an. Der Begriff „Anti-Star“ wird immer wieder im Zusammenhang mit Brandt verwendet. „Ich glaube, die Leute nennen mich so, weil ich keine Tattoos habe und mein Vater mich berät. Aber ganz ehrlich: Auch auf mich passen Profiklischees“, zeigt sich Brandt reflektiert. „Schnelle Autos finde ich gut, ich zocke gerne Playstation, und ich habe 40 Paar Schuhe bei mir im Schrank stehen. Ich versuche einfach, mich nicht zu verstellen. Ein Gucci-Pullover würde mir einfach nicht stehen“, setzt Brandt auf Authentizität.

Allein, dass sein Vater immer noch Julian Brandts Interessen vertritt, zeigt, wie sich der offensive Mittelfeldspieler etwas aus dem Profi-Zirkus, wo unzählige Berater fast schon zum guten Ton gehören, heraushält. „Ich glaube auch gar nicht, dass alle Berater schlecht sind, aber ich brauche sie momentan nicht“, erklärt der 24-Jährige. „Ich habe meinen Vater. Der ist zwar nicht Mino Raiola und hat tausend Kontakte in die ganze Welt, aber das muss er auch gar nicht.“ Schließlich macht Julian Brandt auf dem Platz selbst die beste Werbung für sich – und sein Fokus scheint nicht nur auf dem dicksten Vertrag zu liegen.

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Brandt: Fußballer „bilden teilweise eigene Blase“

Um seinen hohen Marktwert weiß Julian Brandt auch so. Dennoch belasten ihn diese exorbitanten Summen nicht. „Ich komme damit gut klar, weil ich solche Zahlen einzuschätzen weiß. Im Fußball ist viel, viel Geld im Umlauf, und ich weiß, dass das alles nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist und wir teilweise eine eigene Blase bilden. Auch wenn Fußball der größte Sport der Welt ist, stehen die Gehälter in keinem Verhältnis zu denen von Normalverdienern. Aber warum ist das überhaupt so?“, hinterfragt Brandt das System Fußball. „Weil Sponsoren unfassbar hohe Summen in den Fußball pumpen.“ Das Anliegen Brandt ist eindeutig: „Wichtig finde ich, dass der Sport kein Luxusgut wird, sondern bezahlbar bleibt. Im Stadion und vor dem Fernseher.“

Dass Profis mit Streiks und elend langen Verhandlungen ihr Jahresgehalt noch von elf auf zwölf Mio. Euro hochpressen wollen, kann Brandt nicht nachvollziehen. „Es zeigt, wie gierig Menschen mitunter sein können. Aber das ist nicht fußballspezifisch. Es ist genauso unfair und unverhältnismäßig, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte des Weltvermögens besitzt, oder?“, will Brandt die Dinge in einem großen Kontext sehen.

Dass die Corona-Pandemie die ökonomische Entwicklung im Fußball ein Stück weit ausbremst und zurückschraubt, wie mittlerweile viele aktive Fans hoffen, erwartet Julian Brandt hingegen nicht. „Allenfalls kurzfristig, vielleicht in den nächsten ein bis maximal zwei Jahren“, kann sich Brandt ein Abkühlen des Transfermarkts vorstellen. „Wenn überhaupt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Mbappé nächstes Jahr nur für 80 Millionen Euro wechselt. Irgendein Verein wird die astronomischen Summen zahlen.“ Und das System am laufen halten, von dem auch Julian Brandt ein Teilchen ist – allerdings ein selbstkritischeres und bedachteres als viele andere.

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