Weidenfeller über CL-Modus: „Erfordert allerhöchste Konzentration“
In seinen 16 Jahren beim BVB sammelte Roman Weidenfeller einen riesigen Schatz an Erfahrungen – auch in der Königsklasse. Auf insgesamt 38 Einsätze in der Champions League blickt der mittlerweile 40-Jährige zurück. Und dennoch, eine Situation wie sie aktuell in der Königsklasse des europäischen Fußballs herrscht hat auch Roman Weidenfeller noch nicht erlebt. Der CL Titel wird in diesem Jahr coronabedingt in einem Finalturnier in Lissabon ausgespielt – in K.O.-Runden ab dem Viertelfinale. Worauf es dabei ankommen wird, erklärt Weidenfeller gegenüber dem „kicker“.
Der langjährige Stammtorwart von Borussia Dortmund ist aktuell als Experte für RTL, das die Europa League übertragt, tätig. Dementsprechend intensiv hat sich Weidenfeller auf die Finalturniere der Europa League (in Nordrheinwestfalen) und der Champions League (in Lissabon) vorbereitet. Wenngleich der BVB, mit dem Weidenfeller auch nach seinem Karriereende als aktiver Profi weiterhin aufs Engste verbunden bleibt, bereits ausgeschieden ist. Noch im traditionellen Modus mit Hin- und Rückspiel scheiterte der BVB nach guter Ausgangslage vor leeren Rängen in Paris am französischen Star-Ensemble.
Wie der ab dem Viertelfinale nun geltende K.O.-Modus in der Champions League am besten anzugehen sei, muss nicht mehr eine schwarz gelbe Sorge sein. In seiner Funktion als Kolumnist im „kicker“ macht sich Roman Weidenfeller dennoch seine Gedanken über das Finalturnier. „Ein Turnier, wie das jetzt in Portugal, erfordert bei allen die allerhöchste Konzentration und Leistungsbereitschaft“, urteilt der fünffache Nationalspieler und Weltmeister von 2014 als Ersatzkeeper. „Jeder muss sich dem Teamgedanken unterordnen und seine Eitelkeiten hinten anstellen. So ist es uns 2014 auch bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gelungen, den Pokal am Ende in die Höhe zu stemmen.“ In einem eng getakteten Turnier macht das Klima innerhalb der Mannschaft, der Teamgeist einen umso größeren Unterschied als in der normalen Turnierform der Champions League, die immer wieder durch Ligaspiele unterbrochen wird.
„Mentaler Faktor“ für Weidenfeller zentral – Madrider Verbissenheit als Vorbild
So kurz aufeinanderfolgende Spiele können überraschende Wendungen nehmen – wenn ein Außenseiter einen guten Lauf erwischt beispielsweise. „Man darf den mentalen Faktor nicht unterschätzen“, meint Roman Weidenfeller. Ein passendes Beispiel hat der Ex-Torwart auch aus eigener Erfahrung parat: die Champions League Saison 2012/ 13 des BVB. Gegen Malaga im Viertelfinale war der BVB im Grunde bereits raus, bevor zwei Last Minute Treffer die Schwarz Gelben doch noch eine Runde weiter brachten. Im Halbfinal Hinspiel wurde Real Madrid dann mit 4:1 aus dem Signal Iduna Park gefegt.
Die 0:2 Niederlage im Estadio Santiago Bernabeu war „dann die schönste Niederlage in meiner Karriere“, urteilt Weidenfeller. „Denn wir kamen trotzdem ins Finale – obwohl Real alles versuchte. In unserer Kabine etwa hatten sie die Heizung voll aufgedreht, es herrschten fast 50 Grad, und es roch auch ziemlich unangenehm.“ Doch diesen Wiederständen habe man „getrotzt“. Sich nicht von Scharmützeln abseits des Platzes aus der Ruhe bringen lassen, das wird auch für die acht Mannschaften, die am Finalturnier der Champions League unter besonderer medialer Beobachtung – nicht nur fußballerisch, sondern auch virologisch – teilnehmen, entscheidend sein.