Kampf um die Doppelsechs: Wird Jude Bellingham direkt zum Starter?
Der Konkurrenzkampf im Mittelfeld des BVB ist riesig. In der offensiven Dreierreihe balgen sich der wieder ins Training eingestiegene Marco Reus, Julian Brandt, Thorgan Hazard und Jadon Sancho mit den jungen Wilden Giovanni Reyna und Reinier. Und auch im defensiven Mittelfeld könnte einer dieser jungen Wilden für ordentlich Wirbel sorgen: Jude Bellingham. Denn der erst 17-jährige Engländer bringt Attribute mit, die der Doppelsechs des BVB noch gut tun würden. Lucien Favre lobte den Neuzugang von Birmingham City bereits in den höchsten Tönen.
Nur eines scheint im schwarz gelben Mittelfeld zum bald anstehenden Saisonstart sicher zu sein: Axel Witsel ist gesetzt. Der zweikampfstarke, routinierte und ballsichere Belgier ist der Ruhepol. Um ihn herum soll aber die Kreativität und der Spielwitz seiner Nebenleute explodieren. Lucien Favre wünscht sich vom Nebenmann des 31-jährigen Witsel Zug nach vorne mit Schnelligkeit im Antritt und im Kopf. „Es ist wichtig, dass wir Mittelfeldspieler haben, die das Spiel beschleunigen können, die ins Dribbling gehen und den letzten Pass spielen“, erläuterte Lucien Favre die Stellenbeschreibung für den zweiten Sechser neben Witsel.
„Jude [Bellingham, Anm. d. Red.] spürt, wann er seine Position verlassen und nach vorne gehen muss. Das ist wichtig“, spricht der Schweizer Trainer des BVB gleich noch ein Lob für den blutjungen englischen Neuzugang aus. Die Konkurrenz als Nebenmann des erfahrenen Witsel im defensiven Mittelfeld ist allerdings enorm. Doch alle Mitstreiter um diese Startelfposition von Bellingham zeichnet ein etwas anderes Set an Fähigkeiten aus, als den jungen, agilen Engländer.
Bellingham in die Startelf? Viel hängt auch von Can ab
Vier Profis kämpfen um den Platz an Axel Witsels Seite in der Startformation. Mahmoud Dahoud können dabei nur Außenseiterchancen zugerechnet werden. Eigentlich stand der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler schon vor dem Aus beim BVB, nur eine gute Phase gegen Schalke, Wolfsburg und Bayern München gibt ihm überhaupt noch Zukunftschancen in Schwarz Gelb. Lange verletzt war in der vergangenen Spielzeit Thomas Delaney. Das Problem des Dänen ist, dass er mit seiner Zweikampfstärke, seinem ruhigen Spielaufbau und etwas fehlender Dynamik zu sehr Axel Witsel ähnelt, um gemeinsam mit ihm in der Startelf zu stehen.
Der größte Konkurrent von Bellingham ist sicherlich Emre Can. Der deutsche Nationalspieler vereint Physis und Zug nach vorne, er stellt den klassischen Box to Box Spieler dar, agiert also überall zwischen den beiden Strafräumen. Doch Lucien Favre plant auch in der Innenverteidigung mit Can, da der Schweizer Coach wohl leise Zweifel daran hat, ob Emre Can seinen Ansprüchen in puncto Technik und Passsicherheit im defensiven Mittelfeld entspricht. Allerdings fremdelt der 26-Jährige mit der Position als Innenverteidiger in der Sommervorbereitung noch merklich. Jude Bellinghams Einsatzchancen im Mittelfeld hängen auch davon ab, wie schnell sich Emre Can als Verteidiger akklimatisieren kann.
In den Konkurrenzkampf nicht miteingerechnet, aber als Überraschungen auf der Doppelsechs durchaus auch vorstellbar sind das vielversprechende, aber noch wenig erprobte Talent Tobias Raschl und der in der offensiven Zentrale beheimatete Julian Brandt, der aber als Aushilfssechser in der vergangenen Saison zu überzeugen wusste. Bellingham selbst nimmt das Gerangel um die Positionen mit viel Gelassenheit. Als junger Spieler weiß er, dass ihm der Kampf um einen Stammplatz auf jeden Fall nützt. „Es ist ein gesunder Konkurrenzkampf, das mag ich. Dass ich dabei von diesen Spielern lernen kann, wird mir helfen, selbst ein besserer Spieler zu werden. Ich weiß, was ich kann, und versuche, meinen Weg ins Team zu finden.“ Nach Lucien Favres Vorstellungen könnte das wohl schneller der Fall sein, als viele Beobachter denken.