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Weltkarriere nach U19-Torflut? Diese Beispiele machen Moukoko keinen Mut

Youssoufa Moukoko
Foto: imago images

Gestern wurde Youssoufa Moukoko 16 Jahre alt. Heute gibt er womöglich bereits sein Bundesliga-Debüt, wenn Borussia Dortmund bei Hertha BSC antritt (20.30 Uhr). Von Vereinsseite wird versucht, die Erwartungshaltung zu dämpfen. Dem Supertalent steht sicherlich nicht automatisch eine Weltkarriere bevor. Es gibt einige Beispiele von Youngsters, die es nicht gepackt haben.



In der vergangenen Saison holte er sich den Rekord. Youssoufa Moukoko erzielte in nur 20 Spielen in der U19-Bundesliga West sagenhafte 34 Tore. Mehr Treffer hat kein Spieler zuvor in der Altersklasse erzielen können. Insgesamt traf Moukoko für die U17 und U19 des BVB phänomenale 141 Mal in 88 Pflichtspieleinsätzen.

Doch es hat auch in der Vergangenheit bereits beeindruckende Torjäger in der U19 gegeben, die den Sprung zum Weltklasse-Spieler (noch) nicht schafften. Es sind einige Beispiele, die das „Wunderkind“ warnen sollten.

Mustafa Kucukovic (heute 33)
Der ehemalige deutsche Jugend-Nationalspieler erzielte 2003/04 für den VfL Bochum 25 Tore in 26 Spielen. Er wechselte zum Hamburger SV und konnte sich nie durchsetzen. Später spielte er in Cottbus, Rostock, bei 1860 München, Grenoble und in Fürth. 14 Mal durfte er Bundesliga spielen (ein Tor). 2017 beendete er seine Karriere als Landesligaspieler bei Hamm United. Heute ist er Brandschutztechniker.

Fabian Bäcker (heute 30)
Der frühere U20-Nationalspieler erzielte 2008/09 25 Tore in 23 Spielen für Borussia Mönchengladbach. Das große Talent durfte auch in der Bundesliga ran und traf in zwei Spielen ein Mal. Danach ging es allerdings nur noch abwärts. Über Aachen, Offenbach und Alzenau ging es zu Germania Ober-Roden in die Verbandsliga Süd, wo Bäcker heute Spielertrainer ist.

Nico Empen (heute 24)
Als Nico Empen 2013 sein erstes und einziges Länderspiel für die U18-Nationalmannschat absolvierte, hätte man meinen können, dass eine große Karriere nun beginnt. Für den FC St. Pauli gelangen ihm 2014/15 26 Tore in 24 Spielen. Für die erste Mannschaft wurde er schließlich nur zwei Mal in der 2. Bundesliga eingesetzt. Mittlerweile kickt Empen in der Regionalliga Nord bei Weiche Flensburg.

Marc Brasnic (heute 24)
In Leverkusen bekamen sie 2014/15 leuchtende Augen, wenn Sie den Namen Brasnic hörten. Er galt als kommender Bundesligastürmer der „Werkself“ und erzielte in der U19-Bundesliga in 26 Einsätzen 27 Tore. Doch die Karriere geriet ins Stocken. Es ging nach Paderborn, zu Fortuna Köln, zum BFC Dynamo, nach Erfurt, zum Berliner AK und nach Düren. Dort spielt er aktuell in der Mittelrheinliga (5. Liga). Immerhin: In der ersten Runde des DFB-Pokals durfte er sich gegen den FC Bayern München beweisen (0:3).

Einer hatte eine bessere Quote als Moukoko

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Felix Schröter (heute 24)
Schröter ist sicherlich kein Gescheiterter und könnte es nach wie vor schaffen, höher zu spielen. Dennoch hätte man hoffen können, dass der gebürtige Ulmer schnurstracks Richtung Bundesliga marschiert. In der Spielzeit 2014/15 spielte er für den FC Schalke 04 in der Bundesliga West und wurde mit 27 Toren in 26 Spielen gemeinsam mit Brasnic Torschützenkönig. Über Illertissen landete er in Unterhaching. Dort ist er als Drittligaspieler Leistungsträger.

Federico Palacios (heute 25)
Der heutige Regensburger hatte 2013/14 eine Quote, mit der er sogar Moukoko toppt. In nur 14 Spielen für den VfL Wolfsburg traf er sagenhafte 29 Mal ins Schwarze. Der ehemalige deutsche Jugend-Nationalspieler überzeugte so sehr, dass RB Leipzig zuschnappte, wo er zehnmal für die erste Mannschaft ran durfte. Doch Palacios merkte, dass es für ihn im Herrenbereich schwierig sein würde. In Nürnberg kam er nicht wirklich zurecht und wechselte 2019 schließlich zum SSV Jahn Regensburg. In der Oberpfalz kommt der 25-Jährige nur spärlich zum Einsatz (zehn Spiele, ein Tor).

Borut Semler (heute 35)
Der Slowene spielte zwar sieben Mal für sein Heimatland (kein Tor), doch er dürfte sich mehr von seiner Karriere erhofft haben. 2003/04 schoss er die U19-Bundesliga Süd in Grund und Boden und traf für den FC Bayern München in 25 Spielen 30 Mal. 2004/05 spielte er noch eine starke Saison für die zweite Mannschaft der Bayern in der Regionalliga und kam mit der „Zweiten“ sogar bis ins Viertelfinale des DFB-Pokals. In den darauffolgenden Saisons stagnierten die Leistungen und Semler wechselte nach Osteuropa. Mittlerweile spielt er beim USV Hengsberg in der österreichischen Unterliga-West.

Haluk Türkeri (heute 34)
2004/05 traf Türkeri in 26 Spielen für den VfL Bochum gleich 33 Mal. Folgerichtig packte er in der darauffolgenden Saison den Sprung in die Profimannschaft. Doch es sollte bei einem Kurzeinsatz in der 2. Bundesliga bleiben. Schließlich begann eine Odyssee, die ihn über den KSC II, Rot-Weiß Essen, den SV Darmstadt und den MSV Duisburg führte. Ab 2011 tingelte Türkeri durch die Türkei und erzielte immerhin sechs Erstligatore. Heute spielt er für Adiyaman 1954 in der dritthöchsten Spielklasse des Landes.

Dies sind einige Beispiele, die Youssoufa Moukoko warnen sollten, dass eine große Karriere nicht automatisch auf sensationelle Saisons im Jugendbereich folgt. Doch Moukoko dürfte den Genannten etwas Entscheidendes voraus haben: Er ist mit Abstand der Jüngste von ihnen, der in der U19 bereits derart viele Tore erzielte. Mit 16 Jahren und einem Tag könnte er heute in Berlin zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten werden.

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