Watzke zu TV-Geldern: „Schmerzhafter Kompromiss für die Spitzenklubs“
Die Reaktionen auf den neuen Verteilungsschlüssel bei den TV-Geldern ließen nicht lange auf sich warten. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (61) spricht von einem „schmerzhaften Kompromiss für die Spitzenklubs“. Doch was verändert sich nun eigentlich?
Die DFL hat den neuen Verteilungsschlüssel für die Fernsehgelder vorgestellt. Dieser greift ab der Saison 2021/22 und betrifft die 36 Klubs aus der 1. und 2. Bundesliga. Die Gelder (ca. 1,1 Milliarden Euro pro Saison) werden nach dem Vier-Säulen-Prinzip verteilt.
Die Säule Gleichverteilung soll dafür sorgen, dass 2021/22 und 2022/23 53 % und 2023/24 und 2024/25 50 % der Erlöse unter den Vereinen der Liga gleichverteilt werden. Im Vergleich zur bisherigen Verteilung werden damit rund 75 Millionen Euro mehr pro Spielzeit gleichverteilt.
Mit der Säule Leistung werden 42 % der nationalen Medienerlöse in den ersten beiden Spielzeiten und 43 % in den folgenden beiden verteilt. Berücksichtigt wird das Abschneiden der Klubs in einer getrennten Fünfjahreswertung (bei der die neueren Saisons stärker gewichtet werden), einer durchgängigen Fünfjahrestabelle (bei der die ersten sieben Klubs denselben Anteil erhalten) und einer durchgängigen Zehnjahrestabelle.
Die Säule Nachwuchs belohnt den Einsatz von U23-Spielern. Statt wie bislang 24 Millionen Euro gibt es bis 2024/25 rund 50 Millionen Euro mehr, so die DFL. Als kleinste Säule gilt Interesse. Damit sollen die Klubs motiviert werden, noch stärker in die Marke zu investieren, um schließlich auch davon zu profitieren. Anhand der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse sollen ab 2023/24 3 % verteilt werden. Dabei werden die Interessen an den Klubs unter 32.000 Teilnehmern abgefragt.
Die internationalen TV-Gelder werden über drei Säulen ausgeschüttet: Gleichverteilung (35 %), Leistung international (65 %), Anteil für die Zweitligisten (4 bzw. 3 %). Ab der Spielzeit 2021/22 erhalten die Bundesligisten 60 Millionen Euro über die erste Säule. Bis zur Saison 2024/25 steigt die Summe um rund 40 % auf bis zu 74 Millionen Euro.
Fanbündnis siehe keine große Veränderung
„Die Spreizung wird garantiert abnehmen“, so DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (51) bei der Pressekonferenz am Montag in Frankfurt. Denn der DFL sei es verstärkt um die finanzielle Stabilität der Klubs in der Corona-Krise gegangen, so der Boss des Ligaverbandes. Aber: „Es kann für manche Klubs in den nächsten Monaten sehr eng werden.“ Zwischen März 2020 und Sommer 2022 rechnet die DFL mit Umsatzeinbußen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro für die Vereine der 1. und 2. Bundesliga.
Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund bezeichnete den neuen Verteilungsschlüssel gegenüber dem „kicker“ als „schmerzhaften Kompromiss für die Spitzenklubs“. Dennoch: „Dieser ist vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig. Während des gesamten Prozesses hat sich die weit überwiegende Zahl der Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga sehr kollegial und fair gezeigt. Mein Dank geht an das DFL-Präsidium, das als Mittler zwischen den unterschiedlichen Interessen der Klubs seine Feuertaufe bestanden hat“, so Watzke.
Noch positiver formulierte es Fernando Carro (56), der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen: „Ich möchte dem DFL-Präsidium zur Erarbeitung dieses neuen Verteilerschlüssels gratulieren. Sie haben in einem langwierigen Entscheidungsprozess viele Interessen berücksichtigen und am Ende auch bündeln müssen. Dies ist dem Präsidium über einige kreative und sinnvolle Anpassungen insgesamt sehr gut gelungen. Das sage ich, obwohl die erfolgten Änderungen für Bayer 04 nicht unbedingt von Vorteil sein werden“, so der Leverkusen-Boss.
Kritischere Worte kommen vom Fanbündnis „Unsere Kurve“, das „keine substanziellen Veränderungen“ erkennen kann. „Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip ist weiterhin vorherrschend und bestehende Unterschiede werden zementiert. Die marginale Erhöhung des Prozentsatzes in der Säule Gleichverteilung entpuppt sich als vorübergehende Corona-Hilfsmaßnahme“, so das Bündnis weiter.