Watzke präsentiert düstere Zahlen und möchte impfen
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (62) ist ein Freund der klaren Worte. Im Zusammenhang mit den hohen Verlusten aus der Spielzeit 2020/21 richtete der Geschäftsführer nun einen deutlichen Appell an die Politik und auch die Anhänger seines Klubs.
Am heutigen Montagmorgen präsentierte Hans-Joachim Watzke in seiner Funktion als Geschäftsführer von Borussia Dortmund die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2020/21. „Die Zahlen waren so zu erwarten“, so der 62-Jährige. Dennoch: „Das ist eine herausfordernde Geschichte. Keine Frage.“
Watzke war es in den letzten Jahren gewohnt, Gewinne bzw. schwarze Zahlen zu präsentieren. Doch die Corona-Delle ist nun auch beim BVB unübersehbar. Die Umsatzerlöse (ohne Transfers) gingen von 370,2 auf 334,2 Millionen Euro zurück. Die Bruttokonzerngesamtleistung (mit Brutto-Transferentgelten) fiel von 486,9 auf 358,6 Millionen Euro. Bereits 2019/20 hat es einen Jahresfehlbetrag von 44 Millionen Euro gegeben. Nun sind es gar 72,8 Millionen.
Den BVB trafen die leeren Stadien in Zeiten der Pandemie besonders hart, da der Signal Iduna Park stets voll ausgelastet war. Die Borussen konnten pro Heimspiel stets mit rund vier Millionen Euro Einnahmen kalkulieren. Immerhin: Künftig könnten rund 22.000 Besucher zugelassen sein. Für Watzke ist dies noch nicht genug.
Der BVB-Boss erwartet sich von der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag, „dass Entscheidungen getroffen werden, die uns mittelfristig eine Perspektive geben“. Watzke weiter: „Jetzt ist die Zeit gekommen, in der man nicht mehr alles dadurch lösen kann, dass man den Laden abschließt.“
Einen Vorschlag macht der 62-Jährige dann gleich selbst: „Die Inzidenz von 35 ist ein Relikt. Bei dem Impfstatus, den wir jetzt haben, ist das nicht mehr zielführend. Man muss einen Mix finden mit ein paar Parametern, die sinnvoll sind.“ Dabei bringt Watzke auch die Hospitalisierungsrate zur Sprache und schiebt nach: „Sofern sie denn stimmt.“
Watzke und der BVB kalkulieren derzeit mit einer 60-prozentigen Auslastung des Stadions für die Saison 2021/22. „Wenn man sagt, die Impfung ist der Schlüssel, dann sehe ich uns mit einer steigenden Impfquote auf dem Weg zu höheren Zuschauerzahlen – ohne da überziehen zu wollen“, so der Borussen-Boss.
Impfaktion im Stadion: Watzke appelliert an Fans und Politik
Der BVB hat zuletzt eine eigene Impfaktion im Signal Iduna Park ins Leben gerufen. Wie auch beim 1. FC Köln, wo nur noch Geimpfte und Genese in das Stadion dürfen, könnte es auch in Dortmund strengere Regularien geben, um die Arena zu füllen. „Das wird bei uns deutlich favorisiert, damit wir den Menschen ein noch höheres Sicherheitsgefühl beim Stadionbesuch geben“, so Hans-Joachim Watzke.
Das Geschäftsmodell des BVB würde nur dauerhaft funktionieren, wenn sich möglichst viele Menschen impfen lassen und die Politik entsprechend mit Öffnungen reagiere, so der Geschäftsführer. „Mit 600.000 Euro an Ticketeinnahmen kriegen wir das nicht hin“, wird Watzke deutlich. „Mein Appell an die BVB-Fans lautet deshalb: Wenn ihr wollt, dass wir bald wieder Normalität verspüren, wenn ihr wieder ins Stadion wollt, dann lasst euch bitte impfen.“
Auch sportlich dürfte es in der Zukunft schwieriger werden, sollte der BVB weiterhin keine schwarzen Zahlen schreiben. In der letzten Saison sei der „Spagat zwischen der Wirtschaftlichkeit und den sportlichen Ambitionen“ geglückt. Doch auf lange Sicht könne es nicht gutgehen, mahnt Watzke. „Sonst müssen wir an der Kaderkostenschraube drehen – verbunden mit dem Risiko, dass du dadurch nicht besser wirst.“ Auch weitere Spielerverkäufe könnten dann die Folge sein.
Weiterhin hat Watzke die Zielmarke von einer halben Milliarde Euro Umsatz ins Auge gefasst. Der Boss hofft auf das Jahr 2024 und darauf, dass die schlimmsten Auswirkungen des Coronavirus bis zum Ende des beginnenden Geschäftsjahres überwunden sind. „Wenn Sie das Jahr 2024 nehmen und am Ende der Pandemie die Zeit, die sie dauerte, aufaddieren, dann wissen Sie auch, bis wann wir das anpeilen“, gibt sich Watzke optimistisch.