Presseschau zum historischen 2:3 – „Werder-Wunder von Westfalen“
Beim 2:3 im Heimspiel gegen Werder Bremen schreibt die Mannschaft von Borussia Dortmund gleich mehrfach Geschichte. Zum ersten Mal in 60 Jahren Bundesliga kassiert eine Mannschaft drei Gegentore ab der 89. Minute. Dass die daraus resultierende Niederlage aber nicht mal unverdient war, darin ist sich die Presse einig.
In der taz bestätigt Daniel Theweleit die Aussage von Edin Terzic von der „verdienten Niederlage“. Denn, schreibt Theweleit: „Niemand bezweifelte, dass hier die über 90 Minuten klar bessere Mannschaft gewonnen hat.“ Wie historisch dieser Spielverlauft war, verdeutlicht auch dieser Fakt: „Der BVB hatte seit 1982 kein Heimspiel mehr nach einer 2:0-Führung verloren.“ Und weiter: „Zu sehen waren nicht nur spielerische Mängel, sondern auch Schwächen in der Tiefe des Kaders.“ Trotz des Umbruchs und der viele Investitionen habe der BVB nicht „wie ein Spitzenteam“ gespielt. Ein Gutes könne die spät zustande gekommene Niederlage aber haben. „Nach dem Schock müssen sie sich der Realität stellen.“
Für die Sportschau war ohnehin schon die 2:0-Führung „schmeichelhaft“ gewesen. Anthony Modeste habe „wie ein Fremdkörper“ gewirkt und bis zu seiner Auswechslung in der 80. Minute nicht einmal aufs Tor geschossen. Der für den verletzten Dahoud eingewechselt Can habe diesen „ansatzweise ersetzen [können], leistete sich stattdessen viele Ballverluste.“ Geschockt über überrascht hätten sich die Borussen nach der Niederlage dennoch nicht gezeigt. Zu klar war allen gewesen, dass die Bremer die reifere Spielanlage zeigten.
Konsternierte Dortmunder sehen dreifachen Bremer Torjubel
Bei der FR schreibt Jakob Böllhoff gleich den Abgesang auf BVB-Meisterchancen. „Der BVB disqualifiziert sich nicht erst durch das Bremen-Debakel als Titelkandidat.“ Das liegt auch an den Neuzugängen, die vielleicht überschätzt sind. „Schlotterbeck ist nach wie vor nicht ganz so gut, wie er sich selber findet. Süle spielt mitunter so schwerfällig, wie er doch eigentlich nur aussieht.“ Und bei Trainer Edin Terzic sei nichts geblieben von einem Klopp’schen Draufgängertum. Vielmehr wirke dieser inzwischen „schüchtern wie ein Lehramtsanwärter“. Das alles führt zum Gesamturteil, dass beim BVB mal wieder „fußballerisches Durcheinander“ herrsche.
Unter dem Titel „Werder-Wunder von Westfalen“ berichtet für die Süddeutsche Zeitung Ulrich Hartmann von der „Blamage“ des BVB im eigenen Stadion. Da nützte am Ende auch der Heimvorteil nichts, denn: „Die etwa 25 000 Fans auf der Südtribüne waren in der Schlussphase so still wie selten. Sie trauten ihren Augen nicht.“ Zuvor war das Dortmunder Spiel „einfallslos“ gewesen und die Führung wiederum „schmeichelhaft“. Und auf dem neuen Innenverteidiger-Duo Schlotterbeck und Süle könnten diese drei Gegentore ab der 89. Minute „noch eine Zeitlang lasten“.
Ob dem so ist, können sie schon beim nächsten Dortmunder Bundesligaspiel zeigen, am kommenden Samstag bei Hertha BSC.