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„Strategische Dämlichkeit“ oder „Heuchelei“ der Kritiker? Presseschau zum Rheinmetall-Deal des BVB

Hans-Joachim Watzke
Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Hier wurde schon am Dienstag vom sich abzeichnenden Deal des BVB mit Waffenproduzent Rheinmetall berichtet, den der Bundesligist am Mittwoch dann auch offiziell verkündete. Wie zu erwarten gewesen war, sorgte diese Entscheidung für ein gewaltiges Echo. Die Stoßrichtung der Pressekommentare ist dabei aber sehr unterschiedlich. Hier eine Auswahl der Stimmen aus Deutschland zu diesem neuen Weg von Borussia Dortmund.



Borussia Dortmund mache damit nur das, was alle Fußballclubs machten, seufzt Justin Kraft bei ran.de. Ob autoritäre Staaten oder eben Waffenproduzenten, dem Fußball sei nichts mehr heilig, wenn es um neue Gelder geht. Zudem habe Rheinmetall noch 2023 mit Russland kooperiert und betreibe weiterhin Kooperationen mit Erdogans Türkei und Saudi-Arabien. Die Kritik am BVB sei also völlig gerechtfertigt, zumal eine angemessene Aufarbeitung der Rheinmetall-Rolle in den beiden Weltkriegen nie erfolgt sei.

Die Dattelner Morgenpost findet die Kritik am BVB hingegen „heuchlerisch“, denn Rheinmetall sei ein Unternehmen, das wir in diesen Zeiten alle bräuchten. Es übernehme eine ungeliebte, aber wichtige Aufgabe im Kampf für unsere Freiheit. Deshalb sei Kritik am BVB nicht angebracht.

BVB Fans
Foto: Getty Images

taz: Versuch des Sportswashing von Fans durchschaut

Auch die Rheinische Post findet die Kritik „scheinheilig“. Wir alle bräuchten Konzerne wie Rheinmetall in diesen Zeiten. Insofern sei die Aufregung derzeit „groß, aber unberechtigt“, meint übrigens die Wirtschafts-, nicht die Sportredaktion der RP.

Die SZ fragt rhetorisch, was das ethische Prinzip im Sport jetzt noch wert sei. Und nennt die Entscheidung von Borussia Dortmund eine „schwer erträgliche Banalisierung des Rüstungsgeschäfts“.

Der Tagesspiegel attestiert Watzke, eine „an strategischer Dämlichkeit kaum zu überbietende“ Entscheidung getroffen zu haben. Zudem habe man damit nicht nur einen „großen Fehler“ begangen, sondern kurz vor dem CL-Finale auch „grauenhaftes Timing“ bewiesen. Es stelle sich die Frage, ob das Ambiente eines Fußballclubs das passende sei, um über politische Fragen der Sicherheit zu diskutieren. Dieses Anliegen klinge „heuchlerisch“.

Die taz weist ebenfalls auf die Geschäfte mit Russland und Saudi-Arabien hin. Keineswegs sei Rheinmetall, wie dieses Sportswashing Glauben machen soll, einer von den „Guten“, die lediglich freiheitliche Demokratien unterstützen. Immerhin werde der Deal aber von einer großen Mehrheit der Fans nicht akzeptiert. Die Diskussion über diese Entscheidung hätte ohnehin im Vorhinein geführt werden müssen.

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