Presseschau zum Terzic-Rücktritt: „Rechtzeitige Scheidung einer toxischen Ehe“
Der Zeitpunkt kam überraschend, die Trennung an sich für viele Beobachter weniger. Edin Terzic bot am Mittwoch seinen Rücktritt an, welcher von Borussia Dortmund angenommen und am Donnerstag verkündet wurde. Die Presse sieht darin das Resultat mangelnder Unterstützung für den Coach, der allerdings zu Recht wegen fehlender Entwicklung der Mannschaft in der Kritik gestanden habe.
„Hart und unromantisch“ sei diese Trennung, meint die „Zeit“, aber „vielleicht gut für alle“. Denn in der Bundesliga sei es mit dem BVB spielerisch immer mehr bergab gegangen. Can zum vermeintlichen Lenker des Spiels zu machen sei genauso ein Fehler gewesen, wie vorne einzig auf Einzelaktionen über die Außen zu bauen. Die internen Zweifel an Terzic seien gewachsen, weshalb sich auch die Frage stelle, wie freiwillig dieser Rücktritt tatsächlich ist.
Für n-tv hat Terzic „rechtzeitig die Scheidung einer toxischen Ehe“ eingereicht. „Terzic geht und das zur richtigen Zeit. Der Verein braucht einen Neuaufgang, die zukunftslose Mannschaft mit scheidenden Legenden, Leihspielern mit unklarer Zukunft und teuer bezahltem Mittelmaß muss sich verändern.“ Dabei habe Terzic auch keine Antworten auf den Qualitätsverlust durch den Weggang von Jude Bellingham gefunden. „Die Resultate und vor allem die Leistungen blieben überschaubar, die Kritik wuchs. Terzić schaffte es nicht mehr, Zustimmung für seinen Weg zu generieren“, was für viele Spieler und zuletzt auch die Entscheider bei Borussia Dortmund galt.
Kritik an ausbleibender spielerischer Weiterentwicklung wuchs
Auch der Stern findet den Entschluss Terzic‘ zum Abschied richtig. Allerdings vor allem, weil Terzic verantwortlich dafür sei, dass die in der Bundesliga gezeigten Leistungen so schlecht waren. „Gegen schwächere Gegner begnügten sich die Borussen häufig mit minimalistischem Ergebnisfußball. Gegen stärkere Gegner hielt Terzić bisweilen defensiven Angsthasenfußball für das probate Mittel.“ Von Borussia Dortmund aber erwarte man „schönen, offensiven Fußball“ – und den habe Terzic nicht liefern können, genauso wenig, wie er die Mannschaft erkennbar habe weiterentwickeln können.
Den wahrscheinlichen Wechsel von Terzic zu Sahin hätte der BVB auch schon ein halbes Jahr früher vollziehen können, befindet die „Welt“. Denn „die Dortmunder Welt war schon lange nicht mehr so heil, wie sich der Klub lange Zeit bemüht hat, sie erscheinen zu lassen. Es knirschte seit Monaten.“ Terzic habe nun gespürt, „Teile der Mannschaft verloren zu haben und entschloss sich zum Rücktritt.“
Dass Terzic nun selbst gehe, sei „ein Stück weit passend für das Verhältnis zwischen Trainer und Cub“, urteilt der Kicker, denn Terzic habe seine Interessen stets hinter die des Klubs gestellt. Dabei habe er selbst durch „sein Auftreten und seine Rhetorik auf internationaler Bühne viel Anerkennung“ gesammelt, doch intern vermisste man spielerische Lösungen gegen tiefstehende Gegner. Zudem habe nicht allen Terzic‘ „etwas pathetische, fast pastorale Ansprache“ gefallen. Trotz aller Kritik verliere Borussia Dortmund nun einen Trainer, der „mit maximalem Herzblut Angestellter des Vereins“ gewesen sei.