Heute vor 20 Jahren: Der Lügen überführt tritt Niebaum als BVB-Präsident zurück
Das bittere Ende eines großen Höhenflugs von Borussia Dortmund erlebte heute vor 20 Jahren einen seiner Tiefpunkte. Präsident Gerd Niebaum kündigte seinen Rücktritt an, nachdem mehrere seiner vorher getätigten Aussagen als Lüge aufgeflogen waren. Kurz darauf schied er auch aus der Geschäftsführung des Clubs aus, was den Weg freimachte für eine Sanierung des hoch verschuldeten Vereins.
In den 1970er Jahren verbrachte Borussia Dortmund gleich vier Saisons in der Zweitklassigkeit. Auch nach dem Wiederaufstieg 1976 zählte man zum breiten Mittelfeld der Bundesliga, war kein Spitzenclub. Als Gerd Niebaum 1986 Präsident wurde, hatte man sogar gerade erst in letzter Sekunde in der Relegation den Klassenerhalt gesichert.
Von da an sollte es aber aufwärts gehen, bis der BVB Mitte der 1990er Jahre zweimal Deutscher Meister wurde und 1997 mit dem Gewinn der Champions League sogar den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feierte. Nach oben zu kommen ist allerdings nicht so schwer, wie oben zu bleiben. Das aber wollte Gerd Niebaum, weshalb er immer waghalsiger wurde, was Einkaufspolitik und Finanzgebaren von Borussia Dortmund betraf.
„Kontroll- und Realitätsverlust“ hätten sich eingeschlichen, konstatiert der Kicker in seinem ausführlichen Rückblick auf das Ende der Ägide von Gerd Niebaum.
Watzke räumte die von Niebaum beim BVB hinterlassenen Scherben auf
Investition seien nach dem „Lotto-Modell“ getätigt worden. In der Hoffnung auf Erfolg habe man viel zu viel Geld ausgegeben, sich auch mit dem begonnenen Stadionausbau finanziell verhoben. Niebaum habe mit dem BVB „gezockt“ und sei dabei gescheitert.
Als sich die Schulden türmen, sieht Niebaum nur noch den Ausweg, das Gros der Aktien an einen Investor zu verkaufen, der sich dafür Einfluss im Club zusichern lässt. Als Medien von diesem Ausverkauf des Vereins Wind bekommen, bestreitet Niebaum wider bessren Wissens die Existenz entsprechender Vereinbarungen.
Rasch wird der Druck so groß, dass auch der die Realität leugnende Niebaum sich nicht mehr halten kann. Auf einer improvisierten Pressekonferenz an jenem 17 Oktober 2004 kündigt er seinen Rücktritt an, der kurz darauf vollzogen wird.
Trotz der enormen Erfolge unter seiner Führung geht Niebaum als Beinahe-Totengräber in die Geschichte von Borussia Dortmund ein. Retten werden den Club andere, u. a. Hans-Joachim Watzke, der bis heute den Club führt. Nach weiteren beruflichen Fehltritten wird Niebaum später sogar zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Heute hat er mit dem BVB abgeschlossen, lehnte jüngst eine Einladung zum CL-Finale in Wembley 2024 ab.
Mit seinem Namen verbunden bleibt die wohl kritischste Phase der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund, die erst kurz vor seinem angekündigten Rücktritt der Öffentlichkeit bekannt wurde. Begonnen hatte sie aber schon lange davor mit den ultrariskanten Entscheidungen von Gerd Niebaum als Präsident des BVB.