Pressestimmen zur Lage des BVB-Coachs: „Ruhrpott-Romantik“ rettet Sahin noch
Die jüngsten Ergebnisse lassen die Lage von Nuri Sahin noch dramatischer erscheinen, als es der bis dahin sehr durchwachsene Saisonstart ohnehin schon tat. Aktuell diskutieren diverse Köpfe in der Presse, wie es nach dem Pokal-Aus des BVB eigentlich aussieht für Sahin – und welchen Anteil er an der Misere trägt. Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Standpunkte zur Situation des Trainers von Borussia Dortmund.
Für Spox ist der Trainer-Novize das Opfer der hohen Ansprüche beim BVB, mit denen die Realität des Kaders nicht mithalten kann. Die Anspruchshalt von Club und Teilen der Öffentlichkeit sei, dass der BVB um Titel mitspiele. Tatsächlich verfüge man aber lediglich über eine solide Bundesliga-Mannschaft, weit davon entfernt, gar Meister werden zu können.
Das sei nicht zuletzt Folge einer „unausgegorenen Kaderplanung“, die weder die nötige Breite für drei Wettbewerbe ergeben habe. Noch brächten die vielen schon vorab gefeierten Neuzugänge das Spiel der Dortmunder auf ein neues Niveau. Man müsse sich beim BVB auf harte Jahre einstellen, angesichts der aktuell stärkeren Konkurrenz. Eine Trennung von Nuri Sahin würde dabei nur bedingt helfen, meint Spox.
Der Focus hingegen sieht in Sahins Verunsicherung einen Grund für die schwachen Auftritt der Mannschaft. Der Trainer habe in Wolfsburg wegen der vielen Ausfälle auf Sicherheit und nach vorne nach dem Hoffnungsprinzip spielen lassen. Deshalb fehlte der Mannschaft auf dem Platz genau der Mut, den auch Trainer Sahin vermissen ließ. Größere Wechsel habe er nicht mehr gewagt, nach den schlechten Erfahrungen in Madrid.
Kaderplanung des BVB nicht von Sahin zu verantworten
Ran findet, dass ein Rauswurf von Sahin jetzt „fatal“ wäre. Der ließe sich aber wohl kaum noch vermeiden, wird auch gegen Leipzig verloren. Es komme derzeit alles zusammen, was es in so einem Abwärtsstrudel üblicherweise gibt. Aufhalten könnten diesen allein die Spieler, die aber bislang kein Aufbäumen, keine Führung erkennen ließen. Stattdessen regiere Lähmung und die werde auch noch mit jedem Spiel gravierender.
In der SZ lautet das Urteil, dass die Mannschaft bei keinem der Bundesliga-Auftritte in dieser Saison überzeugt habe. Dann und wann erscheinende Geistesblitze einzelner Spieler retteten das Team manchmal.
„Führungslos, orientierungslos, ohne erkennbare Spielidee“ sei dies. Doch Sahin genieße als früherer Spieler des BVB etwas mehr Schutz von oben als ein clubfremder Coach. Zumal in Dortmund gerne die kumpelhafte Ruhrpott-Romantik greife. Dabei habe es bei Sahins Beförderung nicht wenige Warner gegeben, dass dieser zu unerfahren sei. Auch die Trennung von Hummels und Füllkrug – beides meinungsstarke Typen – habe nur ein Vakuum in der Kabine hinterlassen, statt eine neue Hierarchie hervorzubringen. Fazit von Röckenhaus: Noch schützt Sahins Stallgeruch ihn. Fehlplanungen hätten aber eher andere begangen.