Als Niko Kovac im Februar bei Borussia Dortmund ankam, wirkte er wie ein Mann mit einer klaren Mission. Der Verein steckte in einer Krise – vier Niederlagen in Folge, eine angespannte Stimmung, schwindende Hoffnungen auf die Champions League. In der Bundesliga war Dortmund zu diesem Zeitpunkt nur Mittelmaß, weit entfernt von den eigenen Ansprüchen. Der Abstand zur Tabellenspitze wuchs, während Bayern München und Leverkusen die Schlagzeilen beherrschten. Kritiker bezeichneten seine Verpflichtung als Wagnis – ein Trainer, der für Disziplin steht, nicht für Glanz und Glamour.
Doch Kovac musste sich nicht in Szene setzen. Er brachte Struktur, Bescheidenheit und ruhige Autorität mit. Nur wenige Monate später ist Dortmund ungeschlagen und erlebt den besten Saisonstart seit Jahren. Kovac ist der Mann, der den Glauben zurückgebracht hat.
Vom Zweifel zur Richtung
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern trug er nicht das Etikett des „nächsten Klopp“. Er kam ohne nostalgische Erwartungen, konzentriert auf das Wesentliche. „Ich wollte nicht alles umkrempeln – ich wollte verstehen, was diese Mannschaft wirklich braucht“, erklärte er.
Als seine Viererkette ins Wanken geriet, klammerte er sich nicht an Theorie. Er hörte zu, passte an und änderte das System. „Manchmal muss man die Schrauben anziehen, manchmal lockerlassen“, sagte er. Diese Balance aus Disziplin und Empathie ist das Fundament seines Dortmunder Erfolgs. Die Defensive steht stabil, das Umschalten wirkt flüssiger – und die Fans haben ihr Vertrauen zurückgewonnen.
Fitness, Hunger und Glaube

„Fußball ist ein Laufspiel“, betont Kovac – und seine Mannschaft liefert den Beweis. Kein Team in der Liga legt mehr Kilometer zurück. Daniel Svensson, einst ein unbekannter Leihspieler aus Dänemark, ist mittlerweile das Gesicht dieser Unermüdlichkeit. Unter Kovac ist Dortmund fitter, hungriger und mental stärker geworden.
Adeyemi und Nmecha haben ihr Selbstvertrauen wiedergefunden, Bensebaini spielt konstant. „Man spürt den Hunger wieder“, schwärmt Sportdirektor Sebastian Kehl. Aus einem Team im Tabellenmittelfeld ist unter Kovac ein Titelanwärter geworden.
Der gereifte Kovac
Dieser Kovac ist nachdenklicher als der, der 2019 den FC Bayern verließ. Er spricht mehr, erklärt mehr – und vertraut mehr. „Er hat gelernt zuzuhören“, verrät ein Insider. Diese Reife überträgt sich auf die Mannschaft: weniger Chaos, mehr Ruhe. Kovac verbindet heute Härte mit Empathie – eine seltene Mischung, die Dortmunds Identität stabilisiert hat.
Dortmund unter Kovac glänzt nicht in jedem Spiel, aber überzeugt mit Haltung. Der Fußball ist diszipliniert, intensiv und ehrlich – genauso wie sein Trainer. Ob dies der Beginn einer neuen Ära ist, bleibt abzuwarten. Doch eines steht fest: Niko Kovac hat dem Klub seinen Stolz zurückgegeben. Borussia Dortmund sieht wieder aus – und fühlt sich wieder an – wie eine echte Mannschaft.