Borussia Dortmunds langjähriger Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke blickt selbstkritisch auf die Trennung von Thomas Tuchel zurück. Er erklärt, warum er die Entlassung heute als großen Fehler betrachtet.
Kurz vor seiner geplanten Wahl zum Präsidenten von Borussia Dortmund blickt Hans-Joachim Watzke auf seine 20 Jahre als Geschäftsführer zurück – und zeigt sich dabei ungewohnt selbstkritisch. Im Gespräch mit der Sport Bild bezeichnet er die Entlassung von Trainer Thomas Tuchel im Jahr 2017 als einen seiner größten Fehler.
Tuchel hatte sportlich eigentlich alles geliefert: In seiner ersten Saison führte er den BVB souverän zur Vizemeisterschaft, ein Jahr später gewann er mit der Mannschaft den DFB-Pokal. Trotzdem kam es wenige Tage nach diesem Titelgewinn zur Trennung. Ausschlaggebend waren vor allem die Spannungen im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf den BVB-Mannschaftsbus am 11. April 2017.
Die Mannschaft musste bereits einen Tag nach dem Attentat das Champions-League-Hinspiel gegen AS Monaco bestreiten – eine Entscheidung, die Tuchel heftig kritisierte. Für den Trainer war klar: Die Mannschaft hätte mehr Zeit benötigt, um das Erlebte zu verarbeiten. Watzke sieht das heute anders, betont aber, dass die Darstellung in der Öffentlichkeit nicht der internen Absprache entsprochen habe: „Jedem Spieler stand es definitiv frei, am nächsten Tag nicht aufzulaufen, ohne irgendeine Konsequenz.“
Watzke bereut Entlassung von Ex-BVB-Coach Tuchel
Dennoch zerbrach das Verhältnis zwischen Geschäftsführer und Trainer. Watzke erinnert sich in der Sport Bild: „Wir haben uns direkt nach der Saison zum Gespräch getroffen. Um zu klären, wie es weitergeht. Aber ehrlicherweise muss ich sagen: Keiner hat versucht, noch eine Basis zu finden.“ Der Austausch sei kaum mehr als ein Pflichttermin gewesen, erzählt er: „Es gab gar keinen richtigen Dialog. Nach 20 Minuten stand fest: Es kann nicht weitergehen.“
Heute bewertet Watzke die Entscheidung deutlich anders. „Rückblickend betrachtet: Ohne den Anschlag wäre es nicht so weit gekommen, glaube ich. Und im Nachhinein muss ich sagen: Heute würde ich Thomas Tuchel wahrscheinlich nicht mehr entlassen.“ Der Konflikt sei damals so tief gewesen, dass eine menschliche Annäherung kaum möglich erschien – doch gerade das bewertet Watzke inzwischen als Fehler.
Mittlerweile haben sich beide ausgesprochen. Das Verhältnis gilt laut Watzke wieder als entspannt. Er spart nicht mit Lob: „Heute verstehe ich mich wieder gut mit Thomas. Wir haben uns ausgesprochen. Und ich muss sagen: Er ist ein herausragender Trainer.“

