Nach dem enttäuschenden Remis gegen FK Bodö/Glimt rechnet Matthias Sammer öffentlich mit den Verantwortlichen von Borussia Dortmund ab. Der BVB-Berater fordert mehr Führungsstärke, Ehrlichkeit und den Mut zu unbequemer Kritik.
Matthias Sammer hat nach dem enttäuschenden 2:2 von Borussia Dortmund in der Champions League gegen Außenseiter FK Bodö/Glimt deutliche Kritik an der Vereinsführung geübt. Der BVB-Berater stellte sich dabei in der Sky-Sendung Sammer & Basile klar hinter Nico Schlotterbeck.
Dieser hatte nach der Partie öffentlich eine fehlende „Winner-Mentalität“ innerhalb der Mannschaft bemängelt. Sammer lobte die Offenheit des Nationalspielers und machte deutlich, dass genau diese Ehrlichkeit in Dortmund oft unerwünscht sei: Schlotterbeck habe „die Wahrheit benannt. Und ein Leader darf und muss das. Es ist seine Aufgabe.“
Dass diese Kritik intern nicht überall gut ankam, bestätigte Sammer offen. Die Aussagen Schlotterbecks seien bei den Verantwortlichen „ganz unterschiedlich“ aufgenommen worden. Für den Europameister von 1996 ist das symptomatisch für ein größeres Problem beim BVB. „Aber wenn das nicht das Problem von Borussia Dortmund wäre und alle würden es sehen, dann hätten wir das Problem nicht. Es ist doch ganz einfach“, sagte Sammer.
Öffentliche Klartext-Analyse: Sammer rechnet mit dem BVB ab
Besonders scharf fiel seine indirekte Abrechnung mit der Klubführung aus. Ohne Namen zu nennen, stellte Sammer grundlegende Führungsqualitäten infrage: „Es gibt in der Wahrnehmung dessen, was er tut, Menschen, die wunderbare Charaktereigenschaften haben, aber keine Führungseigenschaften.“ Solche Personen würden, so Sammer weiter, „im ersten Moment“ vor klarer Kritik zurückschrecken.
Als Kernproblem identifizierte der frühere Trainer und Spieler eine ausgeprägte Wohlfühlkultur im Verein. „Borussia Dortmund ist harmoniesüchtig“, erklärte Sammer und betonte zugleich, dass genau diese Harmonie ein wichtiger Teil der Identität des Klubs sei. Für sportlichen Fortschritt reiche sie jedoch nicht aus. Wer den nächsten Schritt machen wolle, müsse unbequeme Wahrheiten zulassen. Sammers eindringlicher Appell: „Wir müssen aufhören, die Wahrheit am Ende so zu verwischen, dass die, die die Wahrheit nennen, am Ende die Dummen sind.“

