Watzke: Was Haaland von Lewandowski lernen kann
Hans-Joachim Watzke (61) ist ein Freund klarer Worte. In einem Interview mit dem „kicker“ sprach der BVB-Geschäftsführer nun über die Zukunft der beiden wohl kommenden Superstars Erling Braut Haaland (20) und Jadon Sancho (20).
Mit seinen Toren in der Bundesliga und der UEFA Champions League hat sich Erling Haaland europaweit einen Namen gemacht. In erst einem Jahr Dortmund kommt der Norweger bereits auf 33 Tore in 33 Pflichtspielen. Laut „transfermarkt.de“ liegt sein Marktwert aktuell bei 100 Millionen Euro. Die Dortmunder zahlten für den blonden Schlaks vor einem Jahr „nur“ 20 Millionen. Was die Zukunft auch bringen mag, Haaland ist für den BVB ein Riesengeschäft.
Doch wechselt Haaland, der bei allen europäischen Topklubs auf dem Zettel stehen soll, bereits im Sommer? „Ich glaube nicht, dass das passieren wird“, so BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gegenüber dem „kicker“ in seiner Montagsausgabe. „Erling und auch sein Berater Mino Raiola wissen, was sie an uns haben. Ich kann ihm nur den Rat geben, es so zu machen wie Robert Lewandowski.“
Lewandowski habe sich „damals die Zeit gegeben, in Dortmund zu einem absoluten Weltklassespieler zu reifen“, berichtet Watzke. „Das gelingt dir nicht in einem Jahr. Denn klar ist, wenn Erling uns irgendwann verlassen sollte, dann geht er nur zu einem noch größeren Klub. Und so viele kommen da ja nicht in Betracht. Wenn du zu einem Klub wie – nur um ein Beispiel zu nennen – Real Madrid gehst, musst du schon Weltklasse sein.“
Dabei vergisst Watzke allerdings, dass Haaland deutlich schneller einschlug als einst Lewandowski, der in Dortmund Anlaufzeit benötigte und anfangs sogar stark kritisiert wurde. Der Pole wechselte im Sommer 2010 im Alter von fast 22 von Lech Posen an den Borsigplatz. In seiner ersten Saison kam er in 43 Pflichtspielen auf lediglich neun Tore. Erst in der darauffolgenden Saison explodierten seine Leistungen (47 Einsätze, 30 Tore). Lewandowski sollte allerdings noch weitere zwei Jahre in Dortmund bleiben. Der heutige Weltfußballer spielte 187 Mal für den BVB, erzielte 103 Treffer und legte 42 auf.
Watzke über Sancho: „Jetzt überlegt er“
Auch die Zukunft von Jadon Sancho ist bei den Schwarzgelben weiterhin ein großes Thema. Sein Wechsel zu Manchester United war im Sommer gescheitert. „Jadon hatte sich unterbewusst womöglich schon ein wenig auf einen Wechsel eingestellt“, so Hans-Joachim Watzke, der genau beobachtet hat, dass der Engländer ein schwieriges erstes Halbjahr 2020/21 hatte. Beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag erzielte er immerhin sein erstes Saisontor. „Ich glaube, darüber hatte er sich zumindest so viele Gedanken gemacht, dass er seine Leichtigkeit verloren hat“, mutmaßt Watzke.
Doch Watzke glaubt auch, dass Sancho wieder an seine alte Form anknüpfen kann: „Ich empfinde ihn aber seit Wochen als sehr bemüht. Der größte Unterschied ist: Früher hat er nicht über seine nächste Ballaktion nachgedacht. Jetzt überlegt er. Und die Zehntelsekunde, die ihm dadurch fehlt, ist häufig genau die, in der ihm der Gegenspieler dann schon auf den Füßen steht. Je mehr man sich als Kreativer bemüht, desto schwieriger wird es oft. „Ich denke, er benötigt zwei, drei Erfolgserlebnisse am Stück, dann wird es ganz schnell auch wieder aufwärtsgehen. Er ist nach wie vor eines der größten Talente, die es gibt.“
In der vergangenen Saison gelangen Sancho in 32 Bundesligaspielen sagenhafte 17 Tore und 17 Vorlagen. Aktuell steht er bei einem Tor und fünf Assists in zwölf Einsätzen. Doch die Formkurve zeigte zuletzt nach oben. Gegen Wolfsburg und auch im DFB-Pokal in Braunschweig (ebenfalls 2:0) war Sancho an beiden Treffern des BVB beteiligt (jeweils ein Tor und eine Vorlage).