Deutschland mit Arbeitssieg gegen Estland – Brandt schwach, Reus mit Lichtblicken
3:0 – eigentlich sieht alles nach einem klaren Ergebnis aus. Heißt der Gegner Estland, refidiert dies schon den positiven Eindruck. Hat man das Spiel der deutschen Nationalmannschaft dann auch noch gesehen, überlagern eher die negativen Eindrücke des Auftritts das positive Endresultat. Zu fahrig, zu fehleranfällig, zu wenig zielstrebig agierte Deutschland. Nahtlos reihte sich auch Julian Brandt in diese maue Leistung mit ein. Marco Reus war zumindest für ein paar Lichtblicke im Spiel zuständig.
Im Fußball gibt es keine kleinen mehr – dieses häufig zitierte Bonmot mag zwar stimmen, wenn allerdings Länderspiele gegen Estland anstehen, ist die Erwartungshaltung doch eine andere als vor einem Aufeinandertreffen mit England beispielsweise. Nach dem 8:0-Kantersieg im Hinspiel gegen die Esten, war die Vorfreude der Fans auf das zweite Spiel gegen den baltischen Staat umso größer.
Joachim Löw vertraute im Tor wieder auf Manuel Neuer, nachdem ter Stegen im Test gegen Argentinien seine Chance erhalten hatte. In der Defensive stellte er um auf Viererkette, mit Emre Can im Abwehrzentrum aufgrund enormer Verletzungsprobleme. Mats Hummels war ja dennoch nicht zurück in die Nationalmannschaft beordert worden. Klostermann, Süle und Halstenberg komplettierten die Defensive. Auf der Doppelsechs starteten Kimmich und Gündogan. In der Offensive wurden die beiden Dortmunder Profis Marco Reus und Julian Brandt von Kai Havertz und Luca Waldschmidt unterstützt.
Julian Brandt wie Deutschland – wenig Tempo, wenig Ideen
Trotz der deutlich höheren individuellen Klasse tat sich Deutschland von Anfang an schwer. Historisches vollbrachte die DFB-Elf nur im negativen Sinne in Person von Emre Can. Denn der Profi von Juventus Turin konnte ein ungenaues Anspiel von Niklas Süle nicht verarbeiten und behalf sich mit einer Notbremse in der 14. Minute. Rote Karte, Platzverweis. Und zwar der frühste in der deutschen Länderspielgeschichte. Estland stand in der Folge weiterhin tief, Deutschland hatte viel Ballbesitz ohne gefährlich zu werden. Highlight der ersten Hälfte: ein Freistoß von Marco Reus ans Lattenkreuz in der 40. Minute.
Nach der Pause gelang Deutschland zumindest auf der Anzeigentafel der Turnaround. Ilkay Gündogan kam eher glücklich an den Ball und traf auch glücklich. Sein Schuss wurde noch von Marco Reus abgefälscht und landete in den Maschen (51. Minute). Nur sechs Minuten später erzielte erneut Gündogan nach Hackenvorlage von Reus das vorentscheidende 2:0. Den Endstand besorgte der eingewechselte Timo Werner in der 71. Minute.
Trotz des letztlich klaren Ergebnis bleibt für den Bundestrainer Joachim Löw fiel Arbeit. Vereinzelte deutsche Fans forderten mit „Löw raus“-Rufen gar seinen Abgang. Wenig Unterstützung auf dem Platz erfuhr der Bundestrainer auch von Julian Brandt, der eine schwache Leistung ablieferte. Der Dortmunder Profi, der sich zuletzt mit seiner Position im Verein unzufrieden zeigte, ließ vieles an Kreativität und vor allem Körperlichkeit im Spiel vermissen. So kann er sich auch über die Nationalmannschaft nicht für mehr Einsatzzeit im schwarz gelben BVB Trikot bewerben.