Seit Jahrzehnten ist der FC Bayern als Hauptzulieferer für die DFB-Nationalelf bekannt. Schon Uli Hoeneß etablierte es bei den Bayern, dass aktuelle und zukünftige Nationalspieler in München unter Vertrag stehen. Zwischendurch stellte der Rekordmeister sogar bis zu zehn Spieler für die DFB-Elf. Dass auch zur FIFA Weltmeisterschaft 2022 in Katar unter Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick wieder einige Spieler aus München kommen werden, bezweifelt keiner. Doch neben dem Serienmeister könnte in der kommenden Saison auch der BVB einige Spieler für das Aufgebot der Nationalelf stellen. Dies nicht nur aufgrund des aktuell bestehenden Quintetts an DFB-Spielern, die das Trikot der Schwarz-Gelben tragen, sondern auch durch Neuzugänge beim BVB. Doch noch ist nicht entschieden, welche Spieler Deutschland in Katar vertreten werden. Bis dahin wartet noch ein langer Weg auf die Jungs.
Noch vor einigen Wochen hatte das ganz anders ausgesehen: Zu den WM-Testspielen Ende März in Israel und in den Niederlanden hatte Bundestrainer Flick keinen BVB-Spieler in seinem DFB-Aufgebot ernannt. Weder Marco Reus und Mats Hummels noch Emre Can oder Mo Dahoud standen beim Trainer im Kader für die Testspiele. Flick hatte allerdings nicht etwa so entschieden, da er die BVB-Spieler für die DFB abgeschrieben hatte. Gründe dafür waren in erster Linie Krankheit. Nachdem Serge Gnabry im Nationalteam jedoch ausgefallen war, rückte Julian Brandt für die Testländerspiele nach, sodass zuletzt doch noch eine BVB-Vertretung im Nationalteam dabei war.
Obwohl der Bundestrainer zunächst für die Testländerspiele gänzlich auf BVB-Spieler verzichtet hatte, stehen gleich fünf potenzielle Nationalspieler bei den Schwarz-Gelben unter Vertrag, die eine Chance haben, Ende des Jahres in Katar für Deutschland auf dem Feld zu stehen. Klare Kandidaten sind Mats Hummels, Julian Brandt, Emre Can, Mo Dahoud und Marco Reus, die zweifelsohne für Flick für sein WM-Aufgebot infrage kommen. Wer am Ende allerdings mitfliegen darf nach Katar, wird sich erst kurz vor der WM zeigen. Es sind aber nicht nur die aktuellen Top-Kandidaten aus Dortmund, die gute Chancen auf die Nationalelf haben, denn mit den Neuzugängen bei den Schwarz-Gelben kommen noch bis zu drei weitere DFB-Kandidaten an den Signal Iduna Park, die in der kommenden Saison als BVB-Spieler nach Katar reisen könnten.
Neben dem bestehenden DFB-Quintett bei den Borussen, sorgen nun die Neuzugänge beim BVB für weitere Nationalspieler im schwarz-gelben Trikot. Niklas Süle hat seinen Vertrag bei den Borussen bereits unterschrieben. Der 26-jährige Innenverteidiger kommt dieses Jahr ablösefrei vom FC Bayern München an den Signal Iduna Park. Gemeinsam mit Antonio Rüdiger gehört Süle aktuell zur Erstbesetzung der Innenverteidigung im deutschen Nationalteam. Damit stehen seine Chancen für einen Auftritt bei der WM in diesem Jahr enorm gut.
Nach Bayern-Profi Süle hat der BVB zuletzt auch Nationalspieler Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg verpflichtet. Der 22-jährige Innenverteidiger hat zuletzt Ende März bei den Testländerspielen in Israel und den Niederlanden seine ersten Auftritte in der A-Mannschaft bestritten. Seine Chancen, für die WM von Flick nominiert zu werden, stehen bei seinem Talent in der Defensive gut. Dort könnte er dann an der Seite von BVB-Kollegen Süle für das Nationalteam in der Verteidigung stehen.
Mit Karim Adeyemi steht der dritte Nationalspieler kurz vor dem Wechsel zum BVB. Der Star-Stürmer vom RB Salzburg hat bereits drei Spiele für die deutsche A-Mannschaft bestritten und hat mit seinem schnellen Angriff Chancen, auch Ende 2022 für die Nationalelf aufzulaufen. Sollte es dazu kommen, wäre es möglich, dass der BVB gleich acht Spieler aus seinem Club für die DFB-Elf bei der WM in Katar stellt.
Aktuell ist allerdings noch nichts entschieden. Bevor sich Flick festlegt, welche Jungs mitfahren nach Katar, stehen noch viele Spiele und ein voller Terminplan bevor, das für die Spieler diverse Herausforderungen birgt. Ende Mai geht es für die DFB-Jungs ins Trainingslager nach Herzogenaurach. Im Juni stehen dann vier Nations-League-Spiele gegen Italien, England und Ungarn an. Bei aller Vorbereitung auf die WM geht dann allerdings Anfang August noch verfrüht die Bundesliga-Saison los. Diese wurde aufgrund der im Winter stattfindenden WM umgeplant, sodass sie frühzeitig startet und nach 15 gespielten Spieltagen eine zweimonatige Pause einlegt, in der die WM stattfindet.
Zeit zu verschnaufen, bleibt für die BVB-Jungs, die zur WM fahren, da nicht, denn es liegt nur eine Woche zwischen dem letzten Bundesligaspiel und dem Beginn des Turniers. Mit der zum ersten Mal im Winter stattfindenden WM wartet ein besonders voller Terminkalender auf die Mannschaft. Bei dem immensen Mangel an Verschnaufpausen fragen sich viele, ob der überfüllte Terminkalender Auswirkungen auf die Leistungen der Sportler haben könnte. Viele Studien wurden zu diesem Thema bereits durchgeführt, deren Ergebnisse darauf hindeuten, dass übermüdete Spieler weniger Sprints auf dem Feld ausführen und sich eher für Joggingphasen entscheiden. Da Sprints oftmals einem Tor vorangehen, könnte dies die Performance des Teams negativ beeinflussen. Obwohl sich am vollen Terminkalender in der aktuellen Situation nichts ändern lässt, hat Flick für seine müden Spieler Verständnis. So hat DFB-Torwart Marc-André ter Stegen sich entschlossen, die Spiele im Juni zu verpassen, um vor der WM etwas verschnaufen zu können. Für die anderen heißt es, alles zu geben, um sich das Ticket für die WM als Teil der DFB-Elf zu sichern.
In diesem Jahr könnten bei der WM gleich mehrere Spieler vom BVB in Katar auf dem Rasen stehen. Mit dem bestehenden DFB-Quintett mit Hummels, Brandt, Reus, Can und Dahoud und den starken Neuzugängen Süle, Schlotterbeck und Adeyemi könnten die Schwarz-Gelben dieses Jahr eventuell acht Spieler für das große Turnier stellen.