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Favre und Zorc üben Kritik am BVB-Personal – vergessen aber sich selbst

Michael Zorc und Lucien Favre
Foto: TIMM SCHAMBERGER/AFP/Getty Images

Wie sehr die Verantwortlichen von Borussia Dortmund an der Niederlage gegen Hoffenheim zum Hinrundenabschluss zu kauen haben, zeigen ihre Einordnungen nach der Partie. In diesen gehen sie teils hart mit dem Personal auf dem Platz ins Gericht. Doch anders als gegen Leipzig verschenkte der BVB die verdiente Führung diesmal nicht durch klare individuelle Fehler. Vielmehr war das Spiel ein Produkt der Kaderplanung im Sommer. Somit sind die Ankläger Zorc und Favre zugleich auch die Anzuklagenden – doch sich selbst sparten die beiden bei ihrer Generalkritik aus.



Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte der BVB hervorragende Spielzüge. Über die rechte Seite, über Thorgan Hazard und Achraf Hakimi erspielte sich Schwarz Gelb Chance um Chance. Eine nutzte Mario Götze zum 1:0, mehrere wurden aber auch vergeben. Nach der Pause kam nicht mehr viel, da Offensivmotor Hazard verletzt ausgewechselt werden musste, genauso wie Mats Hummels. „Er musste raus, er hatte zu viele Schmerzen“, gab Favre im Bezug auf den Abwehrchef an. Hazard erging es ebenfalls so: „Ich habe einen Schlag gekriegt auf die Wade, danach hatte ich Schmerzen im Knie und konnte nicht mehr laufen.“

„Man muss auch schauen, wer am Ende noch auf dem Platz stand“, meinte Coach Favre mit Blick auf das Personal, dem er scheinbar nicht allzu viel zutraut. Paco Alcacer, der erst in der 86. Minute eingewechselt wurde, Jacob Bruun Larsen, Mario Götze – sie dürften die Botschaft verstanden haben. Doch verantwortlich für die Kaderzusammenstellung, die taktische Ausrichtung und die personelle Besetzung ist eben Favre selbst. „Wir sind langsam sehr, sehr müde“, meinte der Schweizer Trainer. Doch warum dann nicht jungen, frischen Kräften eine Chance geben. Leonardo Balerdi brennt auf mehr Spielpraxis, Mateu Morey ebenso. Raphael Guerreiro saß 90 Minuten auf der Bank.

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Der Dortmunder Kader schreit nach einem Mittelstürmer

Ob des Auslassens guter Chancen zeigte sich der frühere Klasse-Stürmer und heutige Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc wütend. „Ich bin konsterniert, wie wir das Spiel verloren haben“, meinte er nach dem Spiel im ZDF. „Wir hatten klare Torchancen, die wir nicht nutzen. Das ist das Problem.“ Teil des Problems ist aber auch, dass der BVB eben mit spielfreudigen, kombinationssicheren und quirligen Dribblern antrat, aber ohne einen Stürmer der Marke Zorc, einen Stürmer der instinktiv zur Grätsche in den Fünfmeter-Raum ansetzt, wenn ein Flügelspieler zur Flanke ausholt. Dass so ein Stürmer fehlt, liegt in der Verantwortung Zorcs. Und Favres, der sich dem Vernehmen nach im Sommer gegen die Verpflichtung einer klassischen Nummer 9 ausgesprochen haben soll, da sie nicht in sein Spielsystem passe.

Daher wirkt es jetzt auch arg verwunderlich, wenn Favre seinen Spielern ankreidet, dass ihnen die Kaltschäuzigkeit und der direkte Zug zum Tor abgehen. „Wir machen unsere klaren Torchancen nicht. Wir hatten große und einfache Gelegenheiten auf das 2:0 oder 3:0. Wir schießen, wenn wir flanken sollen und passen, wenn wir schießen sollen. Es ist Dummheit manchmal“, wetterte der Schweizer. „Was ich nicht gerne habe, ist, dass wir zu kompliziert spielen. Das machen wir noch zu oft, statt einfach zu spielen und einfach mal den Ball zu halten.“  Das Klein-Klein, das quirlige Wirbeln wurde aber vom Trainer in die Mannschaft implementiert. Die Verantwortung nun allein auf die Spieler abzuwälzen ist falsch.

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