Erling Haaland
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Der BVB ist unbestreitbar einer der stärksten Vereine der Bundesrepublik – wenn nicht sogar innerhalb Europas. Dennoch blieb ihm jahrelang genau das verwehrt, was starke Vereine auszeichnet: Am Ende der Saison an der Tabellenspitze zu stehen und den deutschen Meisterschaftstitel mit nach Hause nehmen zu können. Besonders tragisch ist die Tatsache, dass es ausgerechnet dem Erzrivalen Bayern München Jahr um Jahr gelang, die Meisterschale am Ende für sich zu erringen. Ist es das Schicksal der Borussia, auf ewig auf den zweiten Platz verbannt zu sein – oder schafft es der Verein diesmal, den bisherigen Titelverteidiger vom Thron zu stoßen und den Meisterschaftstitel für sich zu beanspruchen?

Schwierige Ausgangslage für alle Vereine

Aktuell leiden beide Mannschaften unter den derzeit geltenden Beschränkungen. Spielertransfers lassen sich seit Anfang 2020 deutlich schwieriger durchführen, Trainingsspiele und -lager müssen ausfallen oder können nur unter besonderen Auflagen erfolgen. Zudem fanden die Spiele der letzten Saison fast ausschließlich in leeren Stadien statt. Durch die aktuelle Krise entfallen Werbeeinnahmen in Millionenhöhe und auch Bereiche wie Merchandise müssen mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen. Alles in allem stehen den Vereinen weitaus weniger finanzielle Mittel für die Vereinsarbeit zur Verfügung. Das ist ein Problem, das nicht nur den BVB betrifft, sondern alle Vereine in Europa. Einem Verein, der sich anschickt, deutscher Meister werden zu wollen, hilft das wenig. Während der bisherige Meister – zumindest theoretisch – alles beim Alten lassen kann (immerhin erzielte er mit dem bisherigen System Erfolge), ist der BVB gezwungen, grundlegend etwas an seinem bisherigen Spiel zu verbessern. Das geht jedoch nur mit einem besonderen Training, guten Trainingslagern und gegebenenfalls neuen Spielern. Für die Borussia bedeutet dies zwangsläufig, die begrenzt zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel noch genauer einsetzen zu müssen.

Die Borussia steht in der Lieferpflicht

Dass Borussia Dortmund aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre extrem unter Druck gesetzt wird, dürfte außer Frage stehen. Wenn es einem Verein dreimal in Folge nicht gelingt, deutscher Meister zu werden, schwindet schnell das Vertrauen der Fans. Das gilt natürlich nicht für die “Hardcore-Fans“, aber für diejenigen, die sich die Spiele des BVB aus Sympathie und Interesse ansehen und nach drei misslungen Meisterschaftsspielen allmählich das Vertrauen verlieren. Hierzu zählen nicht nur Fans, sondern auch Sponsoren! Darüber hinaus wird der eine oder andere Wettanbieter im Internet die Quote bei einem erneuten Meisterschaftsspiel niedriger ansetzen, als das beim ersten Kampf um den Meisterpokal der Fall gewesen wäre. Kurz gesagt, die Erwartungen sind hoch und der Verein steht mächtig unter Druck: Denn was aus Vereinen wird, die es nie schaffen, den Titel zu erringen, veranschaulichen Vereine wie der Schalke04. Fehlende Investoren und Sponsoren, interne Querelen und ein abnehmendes Interesse am Verein verdammen Schalke 04 auf ein dauerhaftes Mittelmaß innerhalb der Bundesliga, ohne Aussicht, in den nächsten Jahren wieder die Spitze erreichen zu können.

Generell fehlt der zwölfte Mann

Ein weiterer spielentscheidender Faktor ist die Unterstützung durch die Fans. Aktuell muss man feststellen, dass bei allen Spielen der Bundesliga der zwölfte Mann bis auf Weiteres fehlen wird. Hier bleibt abzuwarten, inwieweit die Spieler auf dem Platz ohne diese zusätzliche Unterstützung ihren Mann stehen können. Das gilt nicht nur für den BVB, sondern auch für alle anderen Vereine des deutschen Fußballs. Aber gerade bei Vereinen, die an der Spitze der Tabelle stehen und um den Titel kämpfen, sind die Fans oft ein entscheidender Faktor für den Sieg. Ein Fehlen der Zuschauerunterstützung durch die Fans im Stadion kann entscheidende Spiele maßgeblich beeinflussen.

Die Chancen stehen gut

Trotz der derzeit schwierigen Lage und dem außergewöhnlich hohen Druck, der auf dem Verein lastet, kann man sagen, dass die Chancen für Borussia Dortmund relativ gut stehen. Dies verdankt der Verein der aktuell vorherrschenden Krise: Durch die genannten Beschränkungen und finanziellen Engpässe kann kaum ein Verein der Bundesliga große Sprünge machen. Dadurch bleiben in dieser Saison große Überraschungen bei den Tabellenplätzen der Bundesliga aus. Für Borussia Dortmund, die in der letzten Saison mit einer der besten Mannschaftsaufstellungen der Liga spielten, ist voraussichtlich nur Bayern München ein wirkliches Problem. Mit minimalen Veränderungen und durchdachten Maßnahmen im Bereich des Trainings und der Aufstellung könnte allerdings die Spielweise derartig verbessert werden, dass ein Sieg gegen die bislang extrem erfolgreichen Bayern möglich erscheint.