Fußballer zu sein, bedeutet ein Leben auf der Überholspur. Die Sportler stehen im Rampenlicht und verdienen oftmals mehr Geld, als sie je im Leben ausgeben können. Wenn alles gut läuft, heben sie Club und Fans in den siebten Himmel und profitieren von allerlei Rückendeckung, doch wenn es mal hakt, dann kann es auch mal ganz schön schnell Gegenwind geben. Als Paradebeispiel ist an dieser Stelle wohl ein ehemalige Jugendspieler von Real Madrid zu nennen. Als dieser sich kritisch über das erste Team äußerte, wurde er vom Verein bestraft.

Im Mittelpunkt dieser Affäre stand Álvaro Benito, der bereits in jungen Jahren für Real Madrid spielte und über die Reserveteams sogar den Weg in die erste Mannschaft gefunden hatte. Aufgrund von Verletzungen stand er zwischen 1995 und 2002 aber nur wenig auf dem Platz, bevor er 2003 im Alter von nur 27 Jahren seine Karriere sogar frühzeitig beenden musste. Doch Real Madrid hielt zu seinem ehemaligen Spieler und ab 2015 durfte er als Trainer für diverse Jugend-Teams der Madrilenen zuständig sein – bis zum Februar 2019, als er als Trainer der B-Jugend ein Interview mit dem spanischen Sender Cadena Ser führte.

Nachdem sich die erste Mannschaft von Real Madrid gerade in einem katastrophalen Tief befand, auf den dritten Tabellenplatz abgerutscht war und dann auch noch gegen den Erzfeind aus Barcelona im Pokal mit 0:3 unter die Räder kam, wurde Benito nach der Leistung gefragt – und äußerte sich kritisch. Zu kritisch. Viele Spieler seien weit von ihrem Niveau entfernt, Casemiro und Kroos dürften eigentlich keine Minute spielen. Auch Kapitän Sergio Ramos, bei Real bis dahin eigentlich unantastbar, kam nicht gut bei dem Interview weg. Er agiere auf dem Spielfeld viel zu pomadig, so der Jugendtrainer.

Den Verantwortlichen gefielen diese Aussagen gar nicht und sie handelten schnell: Benito musste seinen Platz auf der Bank räumen und für Ex-Profi Raúl Platz machen. Natürlich hatte Benito mit seiner Analyse nicht unrecht – das zeigte seinerzeit schon ein Blick auf die Ergebnisse in der Primera División. Doch der Umgang mit Spielern, die sich derzeit in einem Formtief befinden, ist für einen Club wie Real Madrid grundsätzlich nicht einfach. Einerseits gilt es die Kicker zu motivieren und dazu zu bringen, wieder eine bessere Leistung abrufen zu können, wobei öffentliche Kritik gerne mal eine Trotzreaktion hervorrufen darf. Andererseits haben Vereine aber auch die Aufgabe, ihre Angestellten zu schützen – vor Kritik von außen genauso wie von innen.

Dies bedeutet aber nicht, dass man sich manche Spieler intern nicht auch mal zur Brust nimmt. So verhielten sich bspw. der VfL Wolfsburg im Fall von Max Kruse, der nach ein paar Negativschlagzeilen sogar aus der Nationalelf flog, oder der FC Bayern München in Ribérys Gold-Steak-Affäre auffällig ruhig. Kritik drang nicht nach außen und statt einem Rauswurf wurden beide Spieler lediglich mit Geldstrafen belegt.