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„Keine Panik“ oder „Favre raus“? – 5 BVB-Erkenntnisse aus dem 3:3 gegen RB

Jadon Sancho
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Für den neutralen Zuschauer ein Fußballfest, für BVB-Fans teils schwer zu ertragen. Das 3:3 gegen RB Leipzig bot alles, was man sich von einem Fußballspiel erwarten kann. Tore satt, dramatische Wendungen, über weite Strecken Hochgeschwindigkeitsfußball. Bitter ist aus BVB-Sicht vor allem das Ergebnis. Nach 2:0- und 3:2-Führung konnte der Sieg nicht gesichert werden. Dennoch: die Entwicklung des Dortmunder Teams geht weiter in die richtige Richtung. Fünf Erkenntnisse aus dem Leipzig-Spiel: 



1. Sancho wirbelt wieder wie zu besten Zeiten

Zu Saisonstart scorte Sancho stark. Drei Tore und fünf Vorlagen gelangen ihm in den ersten fünf Saisonspielen. Doch dann war plötzlich der Wurm drin. Undiszipliniertheiten, wie wiederholtes Zuspätkommen, häuften sich, die Leistung auf dem Platz litt, auch weil Sancho angeschlagen war. Tiefpunkte der Saison waren die Suspendierung für das Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach und das 0:4 gegen Bayern München. Sancho wurde nach gut 30 Minuten und zig Ballverlusten ausgewechselt.

Doch die Klatsche gegen den Rekordmeister war für Sancho der Wendepunkt. Seit dieser Partie gehört Sancho zu den formstärksten Spielern der Bundesliga. In jedem der letzten fünf Spiele traf der junge Engländer, kommt in diesem Zeitraum auf sechs Treffer und vier Vorlagen. Will Dortmund im Meisterschaftsrennen doch noch ein Wörtchen mitsprechen, sind sie auf einen Jadon Sancho in dieser Form angewiesen. Auch wenn dem Vernehmen nach alle großen Klubs Englands die Geldbeutel bereits gezückt haben.

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2. Die Physis im zentralen Mittelfeld fehlt

Eine Leerstelle in der Partie war hingegen Körperlichkeit, Kampfkraft und ein ruhender Pol in der Zentrale. Julian Brandt hatte offensiv geniale Momente. Sein Treffer zum 2:0 für Dortmund, bei dem er sich elegant um Leipzig-Abwehrhüne Upamecano drehte, wird wohl in den wenigsten Jahresrückblicken fehlen. Andererseits schenkte der 23-Jährige Leipzig mit einem völlig überhasteten, unkontrollierten Rückpass in die Füße von Timo Werner auch den 2:2-Ausgleichstreffer.

Auch Julian Weigl ist trotz eigenem Treffer und gewohnter Passsicherheit nicht der Mittelfeld-Leader. Dafür fehlen ihm Dynamik und Zweikampfstärke. Axel Witsel fehlte an allen Ecken und Enden gegen Leipzig. Das zentrale Mittelfeld ist ein Mannschaftsbereich, über den sich die Dortmunder Verantwortlichen in der Winterpause Gedanken machen werden. Kann ein Kraftbolzen wie Emre Can hinzugeholt werden? Wie steht es um Reservisten wie Mario Götze und Mahmoud Dahoud? Oder konkretisierten sich die Abwanderungsgedanken von Julian Weigl? Ab 1. Januar wird es spannend.

3. Die Dreierkette steht

Die positive Trendwende des BVB hängt ganz zentral mit dem vielkritisierten Lucien Favre zusammen. Genauer gesagt, mit seiner taktischen Umstellung auf ein 3-4-3-System. Denn auch gegen Leipzig zeigte der BVB eine eigentlich starke Leistung. Besiegelt wurde der Punktverlust nach überzeugender erster Hälfte und 2:0-Pausenführung durch zwei unerklärliche individuelle Aussetzer von Roman Bürki und Julian Brandt. Offensiv war der BVB agil und spielfreudig, defensiv zeigte sich die Dortmunder Hintermannschaft solide und griffig – wenngleich das bei einem 3:3 natürlich erst einmal verwunderlich klingt.

Doch die Ausrichtung mit Stabilisator Hummels zentral, der mit langen Bällen auch den Spielaufbau variabel gestalten kann, und Zagadou sowie Akanji auf den Halbpositionen hat sich bewährt. Gerade Zagadou hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich vom Bankdrücker zu einem starken Stamm-Innenverteidiger.

4. Das alte Barca-Problem: Dortmund fehlt ein zentraler Angreifer

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Verletzungsbedingt musste Leipzig-Coach Julian Nagelsmann mit Lukas Klostermann einen gelernten Außenverteidiger in der Innenverteidigung aufbieten. Diese – gerade in der Luft – mögliche Schwachstelle konnte der BVB aber nicht attackieren. Denn den Schwarz Gelben fehlt einfach eine Komponente in ihrem Spiel: ein großgewachsener Mittelstürmer. Diese Kaderschwäche ist den Verantwortlichen bekannt und wird wohl im Winter (in Person von Erling Haaland?) behoben.

Dann liegt es an Lucien Favre, den im Sommer noch unerwünschten Spielertypus auch in sein System einzubinden. Pep Guardiola blieb seiner Linie bei Barcelona ohne Mittelstürmer einst treu, verschmähte sogar die Dienste eines Zlatan Ibrahimovic. Dass wird sich Lucien Favre wohl kaum leisten können. Zu deutlich ist das Fehlen eines körperlich starken Stürmers. 21 Flanken traten die Schwarz Gelben in den Leipziger Strafraum, vier davon konnte ein Mittspieler lediglich erreichen. Daraus resultierende Torgefahr: gleich null.

5. Die Meisterschaft könnte schwierig werden – aber dieser BVB macht Spaß

Das unglückliche, individuellen Fehlern verschuldete Remis gegen RB Leipzig zeigt: In dieser Zusammensetzung dürfte es für den Dortmunder Kader schwierig werden sich gegen konstant wirkende Rote Bullen und den Dauerrivalen aus dem Süden im Meisterschaftskampf durchzusetzen. Abgewartet werden muss, was in der Winterpause auf dem Transfermarkt geschieht und wie das Team anschließend in die Rückrunde startet.

Doch eines muss auch jetzt schon konstatiert werden: Der BVB macht wieder Spaß. Kein Vergleich mehr zu den blutleeren Auftritten wie im Derby gegen den FC Schalke 04 oder bei der Pleite gegen den FC Bayern. Offensiv spritzig, immer für einen Treffer gut präsentierte sich der BVB gegen Leipzig. So darf man sich bereits jetzt auf die schwarz gelbe Rückrunde freuen.

 

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