„Keinen Vor- und keinen Nachteil“ – Brandts Gedanken vor dem Geisterderby
Kaum ein Klub wird seine Zuschauer in den verbleibenden Bundesligaspielen derart vermissen wie Borussia Dortmund. Wenn der Signal-Iduna-Park leer bleibt, wird sonst so elektrisierende Atmosphäre der Heimspiele ausbleiben. Mittelfeldspieler Julian Brandt (24) sieht darin aber nicht unbedingt einen Nachteil.
Dieses Revierderby wird unter ganz besonderen Vorzeichen absolviert. Am Samstag (15.30 Uhr) trifft Borussia Dortmund auf den FC Schalke 04. Wie in allen Stadien der 1. und 2. Bundesliga findet die Partie ohne Zuschauer statt. Die Coronapandemie hat strenge Auflagen nötig gemacht.
Borussia Dortmund ist mit neun Siegen, drei Unentschieden, 41:10 Toren die beste Heimmannschaft der Spielzeit 2019/2020. Ab sofort muss der BVB allerdings ohne seine Zuschauer und die „Gelbe Wand“ der Südtribüne auskommen. Mittelfeldmann Julian Brandt will darin keinen zwingenden Nachteil erkennen. „Es gibt keine Heim- oder Auswärtsspiele in der Art mehr, keinen Vor- und keinen Nachteil“, so Brandt bei „Sky“. Vieles gehe nun „von Null los“. Als Spieler sei es nicht einfach, sich zu fokussieren. Wichtig wäre eine „Besinnung auf Basissachen, so wie wir mit dem Fußball angefangen haben als kleine Kinder“, sagte Brandt.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Chef der Lizenzspieler, Sebastian Kehl (40), der vom „ungewöhnlichsten Derby der Geschichte“ spricht. Gegenüber der „Welt“ sagte er außerdem, dass die Emotionen der Zuschauer den Spielern gewiss „sehr stark fehlen“ werde. Jedoch: „Wir sind uns der Tatsache sehr bewusst, dass wir auch in diesem Derby etwas schaffen können, was unseren Fans sehr viel bedeutet.“ Für Kehl gibt es am kommenden Spieltag keine Favoriten. „Es wird nicht darauf ankommen, wer die größere Qualität im Kader hat, sondern darauf, wem es am besten gelingt, sich auf das Spiel und die ungewohnte Situation einzulassen. Die richtige Einstellung und der richtige Umgang werden entscheidend sein“, so der 40-Jährige.
Brandt: „Das richtige Derbygefühl“ wird fehlen
Julian Brandt sei aber „froh, dass es wieder losgeht, dass man wieder Fußball spielen darf. Ich habe Bock darauf, es war jetzt eine lange Zeit, in der man nur begrenzt trainieren durfte.“ Dennoch betont der Nationalspieler, dass die Fans „für das richtige Derbygefühl“ am Samstag sicherlich fehlen werden.
Torhüter Roman Bürki (29) hat sich ebenfalls einige Gedanken gemacht. Gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA erwähnte er, dass die „Akzeptanz bei der breiten Bevölkerung gefühlt markant gesunken“, die Bundesliga wieder zu starten. Ihm sei nicht entgangen, dass „Teile der Fans den gewählten Weg nicht unterstützen, andere schon. Es geht jetzt aber um das Überleben der Klubs, somit verstehe ich, dass dieser Weg gewählt werden musste“, so Bürki. Doch der Schweizer möchte auch für die Gunst des Publikums werben: „Letztlich wollen wir alle unseren Beruf wieder ausüben – so wie das andere Branchenvertreter auch tun wollen. Und wir sind sachlich betrachtet ja nun wirklich nicht die Ersten, die in Deutschland starten.“