Interviews

„Wahnsinn“: U19-Coach Tullberg wettert über die „TikTok-Generation“

Julian Rijkhoff
Foto: IMAGO

Er weiß, wie Erfolg geht. Mit der U19 von Borussia Dortmund gewann Mike Tullberg 2022 die Deutsche Meisterschaft und in diesem Jahr den Vize-Titel. Der 37 Jahre alte Trainer der A-Junioren fremdelt jedoch ein wenig mit der „TikTok-Generation“.



Im BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten sprach Tullberg über die speziellen Anforderungen seines Jobs und wie er damit umgeht. Der Däne ist nicht nur als Fußballlehrer gefragt, sondern muss sich auch mit den Folgen und Anforderungen sozialer Medien befassen. Julian Rijkhoff etwa ist mit seinen 25 Saisontoren nicht nur der Goalgetter der U19, sondern versorgt via Instagram fast 54.000 Follower mit Beiträgen aus seinem Leben als angehender Fußball-Profi.

Auch andere A-Junioren des BVB sind in der Öffentlichkeit weitaus präsenter als ihre Vorgänger in früheren Zeiten. „Die Jungs haben heute zwei Leben, zwei Identitäten. Sie sind einerseits Fußballer und dann gibt es die sozialen Medien. Was da mittlerweile los ist, ist Wahnsinn“, stellt Tullberg fest. Problematisch sei etwa, dass die jungen Spieler „aus jeder Ecke zu hören“ bekämen, „wie toll sie sind“. Folge sei, dass sie nicht leicht einschätzen könnten, „wo sie in ihrer Entwicklung gerade stehen“.

„Sehr schnell verbrennen als junger Spieler“

Der U19-Coach ist bereits seit vielen Jahren im Nachwuchsbereich tätig. Vor seiner Zeit in Dortmund trainierte er bei Rot-Weiß Oberhausen und Aarhus GF. Nach einem einjährigen Intermezzo als Assistenzcoach von Vendsyssel FF in der dänischen Superliga nahm er 2019 seine Tätigkeit beim BVB auf. Zunächst als Chef der zweiten Mannschaft, dann in der U19. Es habe sich seitdem einiges verändert, stellt Tullberg fest. Er müsse „mehr fragen, mehr reinholen als noch vor fünf Jahren“. Die jungen Spieler seien seiner Meinung nach nicht mehr so aufnahmefähig. „In unseren Besprechungen merke ich es immer wieder: Da sitzt diese Tik-Tok-Generation mit ihren Handys und für die gibt es nicht mehr als 160 Zeichen“, beklagt sich der 37-Jährige.

Um sich im harten Profigeschäft zu behaupten, benötigten die Youngster eine „gesunde Selbsteinschätzung“. Diese sei ein „riesiger Vorteil“. Sich zu „zeigen“, sei wichtig, aber auch, dass man sich „anzupassen“ weiß. Ein „Gespür“ für die Hierarchie müsse man als Nachwuchskraft besitzen, erklärt Tullberg. „Denn du kannst dich sehr schnell verbrennen als junger Spieler.“

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