BVB-Geschäftsführer Cramer stellt klar: Kein Geld aus Saudi-Arabien und Katar
Fans und Vereinsführungen vertreten nicht immer die gleichen Ansichten. „Ihr kümmert euch nicht um Sport, sondern nur um Geld“, prangte auf einem Banner, das während der Champions-League-Partie gegen Newcastle United (2:0) auf der Südtribüne zu sehen war. Für BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer ist das kein Problem.
„Ich habe immer Verständnis für Meinungen, die vorgetragen werden, ohne dass es unter die Gürtellinie geht“, sagt der 54-Jährige im Gespräch mit der NZZ. Newcastles Aufstieg aus dem Mittelfeld der Premier League in die Champions-League-Ränge verdanken die „Magpies“ einem saudi-arabischen Staatsfonds, der den Verein 2021 übernahm. Für Cramer keine Option. „Natürlich sehen auch wir viele Aspekte kritisch. Etwa wenn Klubs von Staaten geführt werden, deren Geldquellen dauerhaft zu sprudeln scheinen“, spielt er auf die üppigen Investitionen aus dem Öl-Staat an.
Doch auch der Funktionär sieht finanzielle Zwänge. „Wir wollen Champions League spielen, magische Abende miteinander erleben. Das geht nicht ohne Geld“, bekräftigt Cramer. Doch es sei klar: „Wir benötigen die Balance.“ Das Aufweichen der 50+1-Regel gebe es aber nicht mit dem BVB. „Deutsche Klubs werden nicht ins Ausland verkauft“, setzt der Marketingexperte bewusst eine Grenze. „Wir achten darauf, woher das Geld stammt. Saudi-Arabien und auch Katar schließe ich unter den gegenwärtig vorherrschenden politischen Gegebenheiten aus.“
BVB für Einstieg eines DFL-Investors
Obgleich Cramer Verständnis für Fanbelange zeigt, und die „Dialogkultur“ beibehalten möchte, sei man „nicht in der Lage, überall einen Konsens zu finden“. Für ihn bedeutet das: „Wir müssen ab und an auch gegen Widerstände unserer unternehmerischen Verantwortung gerecht werden.“
Das wird möglicherweise am 11. Dezember deutlich, wenn die 36 Profi-Klubs über den Einstieg eines Investors abstimmen. Ein Private-Equity-Partner soll der Deutschen Fußball Liga (DFL) gut eine Milliarde Euro zahlen und dafür zwanzig Jahre eine Umsatzbeteiligung am Verkauf der Lizenzrechte erhalten. Ein Modell, für das sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (64) vehement einsetzt.
Auch Cramer spricht sich für einen „strategischen Partner“ aus. „Wir sind gut beraten, eine Art Haftpflichtversicherung anzustreben, die uns hilft, Investitionen zu tätigen, die wir allein nicht schultern können“, betont der 54-Jährige. Besonders für die Auslandsvermarktung sei dieses Vorgehen essenziell. „Wenn wir von internationalen Märkten reden, kriegen wir das aus eigenen Mitteln nicht finanziert“, resümiert der Dortmunder Geschäftsführer.