Flick-Team in überragender Form: Was den BVB gegen Barca erwartet

Borussia Dortmund bekommt es im Viertelfinale der Champions League mit dem FC Barcelona und Trainer Hansi Flick zu tun. Die Katalanen sind aktuell Tabellenführer in La Liga und spielen eine sehr gute Saison, haben noch die Chance auf das Triple. Deswegen kommt in den beiden Spielen einiges auf die Schwarzgelben zu.
Insbesondere, weil Barca in den letzten Wochen wieder Sieg um Sieg eingefahren hat und sich auf einem sehr guten Level zeigte. Zu allem Überfluss zog sich BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck kurz vor dem Duell mit Barca noch einen Meniskusriss zu und wird den Schwarzgelben bis zum Saisonende fehlen.
Doch hier soll es nicht um den BVB gehen, sondern um den Gegner rund um Topstürmer Robert Lewandowski und einen der besten jungen Spieler weltweit, Lamine Yamal. Was erwartet Borussia Dortmund gegen den FC Barcelona?
Flick-Revolution hilft Barcelona
Als Hansi Flick im Sommer als neuer Cheftrainer des FC Barcelona vorgestellt wurde, waren die Skeptiker lauter als diejenigen, die in dieser Maßnahme eine Erfolgsgeschichte sahen. Flick hatte zwar beim FC Bayern zahlreiche Titel im ersten Jahr abgeräumt, in der zweiten Saison gab es dann aber den ein oder anderen Kritikpunkt hinsichtlich fehlender Balance im Spiel. Seine Zeit beim DFB ließ sich alles andere als positiv bilanzieren. Niemand wusste also so richtig, was genau man erwarten konnte. Abgesehen von sehr intensivem Fußball natürlich. Dass dieser seine Risiken birgt, war auch den Verantwortlichen beim FC Barcelona bewusst.
Doch schnell zeigte sich: Der Hochgeschwindigkeitsfußball von Flick kann funktionieren. Die Katalanen dominierten ihre Gegner schon in der Anfangsphase der Saison, ließen ihnen wenig Spielraum, wenig Luft zum Atmen. Es kamen Ergebnisse zustande wie ein 4:1 gegen Bayern, ein 7:0 gegen Real Valladolid, ein 4:0 im ersten Clasico oder ein 5:1 gegen Sevilla. Barca entwickelte sich unter Flick schnell zu einem der heißesten Teams in Europa.
Die flicksche Revolution hatte also gefruchtet. Junge Spieler wie Fermin Lopez oder Marc Casado wurden gefördert, aus Raphinha wurden die letzten Prozent herausgekitzelt und ein Lamine Yamal wurde noch wichtiger. Dass Robert Lewandowski und Flick sich gut verstehen, steht ohnehin außer Frage. Körperlich verlangte Flick seinem Team viel ab, was dieses aber zunächst einmal sehr gut auf den Platz brachte. Einziger großer Ausrutscher in der Saisonanfangsphase war das 2:4 bei Osasuna.
Schwächeperiode erfolgreich überwunden
Allerdings: Im gesamten Saisonverlauf war auch nicht alles Gold, was glänzte. Vor allem eine größere Schwächephase mitten in der Saison rief die Kritiker wieder auf den Plan. Es schien, als ginge Barca ein wenig die Luft aus. Die Ergebnisse ab Mitte November in der Liga: 0:1 bei Real Sociedad, 2:2 gegen Celta, 1:2 gegen Las Palmas, 2:2 gegen Betis, 0:1 gegen Leganes, 1:2 gegen Atletico. Direkt nacheinander. War Flick entschlüsselt? Hat das Team sich zu Saisonbeginn zu sehr verausgabt?
Diese Frage ist nach jetzigem Wissensstand mit „nein“ zu beantworten. Viele europäische Topteams hatten zwei bis drei kürzere Schwächephasen in dieser Saison. Bei Barcelona trat diese konzentriert über mehr als einen Monat auf. Ohne das eigene Spiel komplett zu verändern wurde diese Phase aber überwunden. Anders kann man 28 Punkte aus den letzten zehn Ligaspielen nicht beschreiben. Barcelona hat die Form der Anfangsphase also wieder gefunden.
Das sind die Charakteristika des Barca-Spiels
Doch was genau macht dieses Team so stark? Einer der wesentlichen Punkte ist die hohe Aggressivität im Pressing. Barcelona läuft hoch und trotzdem kontrolliert an, schafft es, den Aufbau der Gegner entweder dorthin zu lenken, wo man ihn haben will – oder eben lange Bälle zu provozieren. Die eigene hohe Linie sorgt zwar dafür, dass es ein defensives Risiko gibt, aber auch für ein sehr enges Spielfeld, was vielen Gegnern zu schaffen macht. Barca spielt in dieser Enge dann seine technischen Fähigkeiten aus, lässt den Ball zirkulieren und sucht so nach Lücken.
Wenn es diese im kombinativen Bereich nicht gibt, dann wird die individuelle Klasse genutzt. Die Flügelzange Yamal/Raphinha ist für den Flick-Fußball deswegen so wichtig, weil beide im Dribbling selbst Akzente setzen können, wenn sie gedoppelt werden. Oft kommt der Tabellenführer aus La Liga deswegen zur Grundlinie, oft ist es so, dass dann in einen gut besetzten Rückraum gespielt wird. Die Konterabsicherung funktioniert derweil zumindest in den Phasen, in denen die Cules top in Form sind, auch herausragend.
Lewandowski agiert als Zielspieler, ist aber auch jemand, der nachrückenden Mittelfeldspielern Räume offenbart. Das nutzen Spieler wie Gavi, Fermin oder Dani Olmo gerne aus. Es ist also quasi nicht möglich, die Flick-Elf komplett zu kontrollieren, weil auch aus dem Hintergrund Gefahr droht. An einem sehr guten Tag ist es also eine Mannschaft, die sehr viele Mittel und Wege finden kann, um einen Gegner zu bespielen. Und da die Form momentan extrem gut ist, sieht es für den BVB so aus als würde eine absolute Mammutaufgabe bevorstehen.