2019 kurz vor Wechsel zu PSG: Raphael Guerreiro hegt keine Abwanderungsgedanken mehr
In der vergangenen Saison avancierte Raphael Guerreiro zum Senkrechtstarter der Saison bei Borussia Dortmund. Zuvor als hochtalentiert eingestuft, aber auf dem Platz konnte er seine PS zu selten zeigen. Mit der Umstellung auf Dreierkette wandelte sich aber auch für Guerreiro, ebenso wie für sein Pendant rechts Achraf Hakimi alles. Eine zusätzliche Absicherung hinter ihm, mehr Freiheiten nach vorne. Raphael Guerreiro explodierte. Doch dazu wäre es beinahe nicht gekommen, denn fast wäre Guerreiro vor der vergangenen Saison zu Paris Saint-Germain gewechselt.
Viele Faktoren kamen im Sommer 2019 damals bei Guerreiro zusammen. „Ich war damals häufig verletzt. Und meine Familie hatte auch ein wenig Heimweh nach Paris, denn das ist ja der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Es war ein wenig die Gesamtsituation“, blickt der portugiesische Europameister zurück. Diese schwierige Gemengelage hat sich aber mittlerweile komplett „gelöst“, beteuerte der 26-Jährige gegenüber der „Bild“, er sei „gesund und fit“. Und auch mehr angekommen ist Guerreiro mittlerweile bei Borussia Dortmund. Die „große Französisch sprechende Fraktion“ mit aktuell drei Belgiern, drei Schweizern und einem Franzosen hat dabei viel gebracht. „Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass uns das nicht hilft“, betonte Guerreiro die Wichtigkeit, sich mit Teamkameraden in einer gemeinsamen Sprache austauschen zu können.
Somit ist der vielfältig einsetzbare Profi noch immer beim BVB. Und er ist dort „um Titel zu gewinnen“, betonte der 41-malige portugiesische Nationalspieler forsch. „Der schönste wäre für mich die Meisterschaft, denn die spiegelt die Leistung eines ganzen Jahres wider. Aber auch im DFB-Pokal müssen wir wieder Gas geben und wollen möglichst nach Berlin.“ Hohe Ziele, die der ehrgeizige Guerreiro formuliert. Helfen soll dabei die taktische Umstellung – dem Profi und der ganzen Mannschaft. „Das System mit Dreierkette ist das, das mir am besten gefällt. Es gibt mir Raum, nach vorne zu gehen – und ich weiß immer, dass noch jemand hinter mir ist, der mir Rückendeckung gibt“, argumentierte Guerreiro. „In der Viererkette ist es schwieriger, nach vorne zu gehen, weil man unsicherer ist, ob hinter einem vielleicht eine Lücke entsteht.“
Guerreiro: Sancho so gut wie CR7? „Vielleicht irgendwann noch besser“
Eine Rückkehr zu seinem Ex-Trainer beim BVB Thomas Tuchel, mittlerweile Chefcoach in Paris, ist somit kein Thema mehr. Lucien Favre wird weiter Raphael Guerreiros Übungsleiter bleiben. „Beide sind herausragende Trainer – und zu beiden pflege ich ein sehr gutes Verhältnis“, gab Guerreiro einen Einblick in seine Zusammenarbeit mit den Trainern. Bei Tuchel sei „das System sehr dynamisch“ gewesen und „jeder Spieler musste quasi überall spielen können“. Favre gehe hingegen „etwas klassischer“ an die Sache heran, er sei aber „ein wahnsinnig akribischer Trainer. Er legt riesigen Wert auf Kleinigkeiten, die uns helfen.“
Helfen kann dem BVB auch weiterhin Jadon Sancho nach dessen geplatzem Wechsel zu Manchester United. Den junge Engländer hält Raphael Guerreiro für „enorm wichtig. Jadon ist zwar noch sehr jung, hat aber in den vergangenen beiden Jahren bereits eine überragende Rolle bei uns gespielt. Er hat die Gabe den Unterschied auszumachen – mit Pässen, Dribblings oder Toren.“ Dennoch müsse der 20-Jährige noch „viel, viel arbeiten“. Denn das Potenzial einer der Weltbesten zu werden, attestiert Guerreiro seinem Dortmunder Mitspieler. Vielleicht irgendwann so gut wie sein Mitspieler bei Portugal Cristiano Ronaldo. „Und vielleicht ja sogar irgendwann noch besser“, sieht Guerreiro bei Sancho keine Grenzen.