Bundesliga

Brandt feiert Haaland, der bleibt zurückhaltend: „Müssen von Spiel zu Spiel denken“

Julian Brandt
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Drei Spiele, drei Siege, 15:4 Tore. Einen so fulminanten Rückrundenstart hätten wohl nur die wenigsten dem BVB zugetraut. Mit Erling Haaland ist der Hoffnungsträger, doch noch die ersehnte Meisterschaft zu erringen, ganz klar ausgemacht. Sieben Tore in den ersten drei Einsätzen – davon zwei Mal als Joker – sprengen jede Statistik-Abteilung. Und doch will der junge Angreifer noch nicht zu weit vorausblicken. Der Ehrgeiz beim BVB ist aber größer denn je. 



Braut sich da was zusammen im schwarz gelben Mannschaftsgefüge? Als Achraf Hakimi in der 64. Minute für den wiedergenesenen Dan-Axel Zagadou das Feld verlassen musste, machte er seinem Unmut deutlich sichtbar Luft. Verärgerte kickte er eine am Spielfeldrand stehende Trinkflasche weg. Und der junge Marokkaner sollte nicht der einzige BVB-Profi bleiben, der mit seiner Auswechslung so gar nicht einverstanden war. Auch Kapitän Marco Reus war über seinen vorgezogenen Feierabend in der 72. Minute, beim Stand von 4:0, sichtlich wenig begeistert. Mit düsterem Gesichtsausdruck ging er Einwechselspieler Thorgan Hazard und der Seitenlinie entgegen. Ein Stimmungstief in der großen Euphoriewelle?

Ganz und gar nicht. Zumindest, wenn man den Erläuterungen von Sebastian Kehl, Leiter des Bereichs Lizenzspieler von Borussia Dortmund und selbst ehemaliger äußerst ehrgeiziger Profi, Gehör schenken mag. „Die Jungs sind unzufrieden, weil sie spielen wollen. Das zeigt ihre Mentalität“, zumal es bei einem Kantersieg ja gleich doppelt Spaß macht, auf dem Feld zu stehen. Im Falle von Marco Reus gab Kehl zu Bedenken, dass es bei seiner finsteren Miene „vielleicht auch gar nicht um die Auswechslung“ ging. Aus der schillernden Offensive stach Kapitän Reus zumindest nich heraus, wenn man es vorsichtig ausdrücken möchte.

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Haaland bleibt zurückhaltend – und wird von allen Seiten gelobt

Viel lieber wollte der Dortmunder Verantwortliche über den Aufwärtstrend des BVB sprechen sowie den dominanten Sieg gegen Union Berlin. „Das war ganz wichtig für uns. Wir wissen, dass jetzt noch härtere Gegner auf uns zu kommen“, sagte der 39-Jährige mit Blick auf die nächste Bundesliga-Partie gegen Verfolger Leverkusen. Und zeigte sich aber auch direkt optimistisch mit Bezug auf das Meisterschaftsrennen: „Ich glaube, es geht noch was.“

Das Faustpfand im Kampf um die Schale scheint Erling Haaland darzustellen. Der wollte seinen neuerlichen Doppelpack gewohnt zurückhaltend gar nicht groß kommentieren. „Es war gut, von Beginn an zu spielen“, freute sich die laufende Schrankwand vielmehr über seinen ersten Startelf-Einsatz nach zweimaliger Einwechslung in der zweiten Halbzeit. Wenn er sich schon selbst nicht lobt, müssen das eben andere übernehmen. Nach dem Sieg gegen Union übernahm dies Julian Brandt. „Es ist ein Talent von ihm – eines von vielen – sich schnell zu integrieren“, meinte der Vorlagengeber für beide Haaland-Tore gegen Union. „Tore-Schießen ist ziemlich einfach. Aber er harmoniert auch gut. Er belohnt sich selbst, das ist das Beste.“ Dass Tore-Schießen vielleicht doch nicht ganz so einfach ist, war eines der Probleme des BVB in der Hinrunde. Mit Haaland scheint die schwache Chancenverwertung nun der Vergangenheit anzugehören.

Die sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leipzig in der Winterpause sind zumindest schon einmal passé. Nur noch zwei Punkte trennen den drittplatzierten BVB vom jetztigen Zweiten Leipzig. Bayern München als aktueller Primus ist lediglich um drei Punkte besser platziert. Wird der große Angriff auf die Spitzenposition nun also erneut ausgerufen? Nicht von Erling Haaland zumindest. „Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und einfach so weitermachen“, bleibt der Norweger ganz ruhig. Ob Haaland bereits mit dem deutschen Konzept des Phrasenschweins vertraut gemacht wurde? Solche Aussagen kosten mindestens drei Euro.

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