Nach vier Minuten hatte Marc-Oliver Kempf seinen großen Moment. Eine Flanke seines Teamkollegen Nico Paz (21) wurde länger und länger. Am zweiten Pfosten lief der 30 Jahre alte Innenverteidiger ein und drückte die Kugel aus wenigen Metern ins Netz. Como 1907 führte mit 1:0 gegen Juventus Turin.
Kempf & Co. hatten am Sonntagmittag (19. Oktober) noch zweimal Grund zum Jubeln. Zunächst sorgte der seit Wochen überragende Paz nach 79 Minuten für den zweiten Treffer der Biancoblù. Als es beim Schlusspfiff immer noch 2:0 für den Klub vom Comer See stand, war die Freude besonders groß. In der Tabelle der Serie A überholten die Lombarden den Rekordmeister.
Für Kempf war der Besuch der „Alten Dame“ eine ganz besondere Stippvisite. Fast wäre der Deutsche selbst einmal bei Juve gelandet. Dass es zu keinem Engagement in Turin kam, lag laut Gazzetta dello Sport nicht zuletzt an Borussia Dortmund.
Einen Großteil seiner fußballerischen Ausbildung genoss der Abwehrmann bei Eintracht Frankfurt. Der gebürtige Hesse trug bis 2014 das Trikot der SGE, absolvierte dort das erste seiner bis heute 153 Bundesligaspiele. Anschließend wechselte Kempf zum SC Freiburg, später zu VfB Stuttgart und Hertha BSC. Im Sommer 2024 zog er weiter nach Como.
Zorc schaltet sich ein
Vor Kempfs Engagement im Breisgau waren Scouts von Juventus Turin auf den 1,86-Meter-Mann aufmerksam geworden. Sie luden den Spieler und dessen Eltern ein, sich das Klubgelände anzuschauen. Der Transfer schien in trockenen Tüchern, ein Vertrag über fünf Jahre ausgehandelt. Als Ablöse standen 1,5 Millionen Euro im Raum.
Doch dann schaltete sich der damalige Michael Zorc (63) ein. Der Dortmunder Sportdirektor kannte dem Bericht zufolge Kempfs Vorliebe für den BVB und forderte ihn auf, dass Angebot der Bianconeri abzulehnen. Er stellte zudem in Aussicht, den jungen Verteidiger zu den Schwarz-Gelben zu holen.
Kempf sagte Juve ab – wechselte aber auch nicht nach Dortmund. Stattdessen reifte er in Freiburg zu einem gestandenen Bundesligaprofi, der vor etwas mehr als einem Jahr über die Alpen zog. In Como avancierte der mittlerweile 30 Jahre alte Abwehrmann zum Stammspieler, der bereits 38-mal in der Serie A auflief. Zwei Treffer stehen in seiner Bilanz – der letzte ausgerechnet gegen die Weiß-Schwarzen.