Champions League Fußball, das Meisterrennen in Deutschland und die große Tradition – sicherlich ist Borussia Dortmund für die allermeisten Fußballer des Planeten ein sehr attraktives Ziel. Doch um Erling Haaland buhlte dem Vernehmen nach halb Europa. Unter anderem war auch Manchester United mit dem fußballerischen Ziehvater Haalands, Ole Gunnar Solskjaer, als Trainer an dem Talent interessiert. Das Rennen machte der BVB. Aus unterschiedlichsten Gründen, wie „The Athletic“ nun berichtet.
Grund 1: Hoher Bedarf und fast garantierte Spielzeit beim BVB
Ganz banal, von den namenhaften Vereinen, die um Haaland warben, hat der BVB einfach den höchsten Bedarf an einem Stürmer. Bei RB Leipzig beispielsweise ist Timo Werner gesetzt, neben ihm konkurrieren die beiden körperlich ähnlich wie Haaland gebauten Stürmer Patrik Schick und Youssuf Poulsen um Einsatzzeit. Hinzu kommen Talente wie Mateus Cunha oder Ademola Lookman, die ebenfalls entwickelt werden sollen.
Auch bei Manchester United stellt sich die Situation nicht anders dar. Bei den Red Devils streiten im zumeist praktizierten 4-2-3-1-System Anthony Martial, Marcus Rashford und der hochveranlagte Mason Greenwood um Spielzeit in der Spitze. Anders sieht die Lage bei Borussia Dortmund aus. Mit Paco Alcacer haben die Schwarz-Gelben nur einen einzigen gelernten Angreifer in ihren Reihen – und der kam zuletzt nicht einmal mehr fit zum Zug. Obwohl Lucien Favre auf ein System mit Doppelspitze umstellte. Beste Voraussetzungen also für Haaland, um direkt viel Spielpraxis zu erhalten.
Grund 2: Lange, intensive Bemühungen des BVB um Haaland
Zudem wurden die Scouts des BVB nicht erst in diesem Jahr auf Haaland aufmerksam. Durch seine 28 Treffer in 22 Spielen dieser Hinrunde – darunter acht in den sechs Partien der Champions League Vorrunde – kennt jeder Frühstücksfernseh-Moderator Haaland. Die Dortmunder Scouts verfolgen seine Entwicklung bereits seit 2016 intensiv. Damals kickte Haaland als 16-Jähriger noch bei Bryne FK in Norwegens dritter Liga. Über die Stationen Molde FK und Salzburg ging es in immer bekanntere Ligen – und der BVB scoutete Haaland in diesen Jahren insgesamt 28 Mal live im Stadion. Dazu kommen unzählige Stunden Videosichtung. Diese Hartnäckigkeit machte sich beim Werben um den 1,94-Meter-Riesen nun bezahlt.
Grund 3: Verführung via Whats-App – die Rolle der BVB-Stars
Doch nicht nur die BVB-Scouts und die Verantwortlichen in der Geschätsstelle Borussia Dortmunds machten einen guten Job bei der Haaland-Verpflichtung, sondern auch die Profis in Schwarz Gelb. Denn die starteten, als das Werben um Haaland intensiviert wurde, eine Charme-Offensive via Whats-App. Federführend soll dabei der dänische Profi Thomas Delaney gewesen sein, wie „The Athletic“ berichtet, und gemeinsam mit einigen Spieler-Kollegen Haaland davon überzeugt haben, dass der BVB genau der richtige Verein für ihn sei.
Grund 4: Ausrüsterkrieg – wie Puma und Nike um Haaland kämpfen
Doch im heutigen Profifußball sind ein gutes Mannschaftsgefüge, erfolgreiche persönliche und Klub-Aussichten oder eine atemberaubende Stimmung im Stadion nur die halbe Miete. Letztendlich entscheidet vor allem Geld. In diesem Punkt konnte der BVB aber ebenfalls Punkten. Einerseits kommt Borussia Dortmund mit einem hohen einstelligen Millionengehalt fast an die aus England kolportierten 10 Millionen Gehalt, die bei Premier League Klubs für Haaland möglich gewesen wären.
Andererseits soll durch die Entscheidung pro BVB auch ein Verhandlungswettkampf unter den Ausrüstern ausgebrochen sein. BVB-Ausrüster Puma soll sich direkt intensiv mit einem sehr lukrativen Sponsoring-Vertrag um den norwegischen Shootingstar bemühen. Dies könnte Haaland insofern nutzen, da auch sein eigentlicher Ausrüster Nike finanziell deutlich aufrüsten wird, um ihn im Nike-Stall zu halten.
Grund 5: Eigentlich undenkbar – eine Ausstiegsklausel für Haaland beim BVB
Sämtlichen Beteiligten dürfte klar sein, dass das langfristige Ziel Haalands wohl eher in England als in Deutschland zu suchen ist. Einerseits war Erling Haalands Vater Alf-Inge selbst jahrelang Profi auf der Insel bei Nottingham Forrest, Leeds United (wo Erling geboren wurde) und Manchester City aktiv. Andererseits ist die Premier League aktuell das gelobte Land von Fußballprofis – finanziell, aber auch was die hochklassige Konkurrenzsituation angeht.
Daher musste der BVB zwangsläufig eine Ausstiegsklausel in den Vertrag Haalands integrieren – ganz entgegen der eigentlichen Gepflogenheiten bei Borussia Dortmund. Diese soll aber erst in späteren Jahren des bis 2024 laufenden Vertrags greifen und über den zunächst verlautbarten 58 Millionen Euro liegen. Zunächst dürfen sich die BVB-Fans also auf einige gemeinsame Zeit mit Erling Haaland freuen.