Verletzungssorgen und schwache Tests: Michael Zorc schärft Sinne seiner Stars
Die Schweiz schien für die BVB-Stars noch die perfekte Umgebung zu sein. Denn in den Testspielen im Rahmen des Trainingslagers in Bad Ragaz wurden die beiden österreichischen Erstligisten SCR Altach und Austria Wien mit Torfestivals vom Rasen gefegt. Von dieser euphorischen Aufbruchstimmung ist nach den jüngst vergeigten Tests gegen die deutschen Zweitligisten Paderborn und Bochum nicht mehr viel zu spüren. Der Leistungsabfall schlägt auch Sportdirektor Michael Zorc auf das Gemüt. Der erfahrene Manager schärft nun die Sinne seiner Stars mit Hinblick auf den nahenden Saisonstart.
Nicht nur die Ergebnisse waren mau gegen Paderborn und Bochum. Vor allem die Esprit- und Ideenlosigkeit der schwarz gelben Spieler musste die Alarmglocken bei den Dortmunder Verantwortlichen schrillen lassen. „Die Spiele waren leistungsmäßig nicht das, was wir uns vorstellen“, konstatiert folglich auch Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit SPORT1. „Wir wollen keinen aufgesetzten Alarmismus erzeugen – die Antennen müssen aber jetzt bei jedem an sein. So langsam müssen wir in den Wettbewerbsmodus kommen.“ Die kommende Saison startet bereits am 14. September im DFB-Pokal. Der Gegner heißt dann ausgerechnet VfL Bochum. Der Revierrivale besiegte Dortmund im jüngsten Test noch mit 3:1.
Wenig Zeit bleibt nicht nur für einen Turnaround bei Einsatz und Leistung, sondern auch für eine Rückkehr der verletzten oder angeschlagenen Spieler. Vor allem im Defensivbereich hat es den BVB aktuell hart erwischt. Mats Hummels kehrte gerade erst von einer Verletzungspause zurück. Mit Manuel Akanji und Routinier Lukasz Piszczek stehen Lucien Favre Stand jetzt nur zwei vollends fitte Verteidiger zur Verfügung. Nico Schulz musste von der deutschen Nationalmannschaft in der Länderspielpause aufgrund einer Kniestauchung bereits wieder abreisen. Dan-Axel Zagadou fehlt längerfristig, soll aber nicht operiert werden. Dennoch fällt der Franzose mit einer Knieverletzung längerfristig aus. Ebenfalls das Knie plagt Marcel Schmelzer. Und die beiden Rechtsverteidiger Thomas Meunier und Mateu Morey fallen aufgrund von Faserrissen aus.
Zorc mit Hoffnung bei Meunier, mit Ärger bei Morey
Zumindest im Fall von Thomas Meunier ist Michael Zorc zuversichtlich, dass er zum Pflichtspielstart im Pokal gegen Bochum dabei sein kann. „Bei Thomas sind wir im Zeitplan. Er soll eines der beiden Länderspiele mit Belgien machen“, hofft Zorc. Eigentlich sind Länderspielpause für die abgebenden Vereine immer ein Ärgernis. Doch Meunier könnte von der Spielpraxis unter Wettkampfbedingungen nach der langen Pause profitieren. Mit seinem Ex-Klub Paris bestritt der belgische Nationalspieler die letzten Ligaspiele vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa. Die französische Liga wurde daraufhin abgebrochen. „Vielleicht sind die Länderspiele vor diesem Hintergrund gar nicht mal so schlecht, weil unsere Spieler nun in der Nations League gefragt und gefordert sind, wenn auch in anderen Mannschaften“, meint auch Michael Zorc. „Mir geht es hierbei um die individuelle Entwicklung unserer Spieler.“
Gerade für Meunier ist Spielpraxis vor dem DFB-Pokal-Duell und dem Bundesligastart extrem wichtig. „Ein Thomas Meunier, der seit Monaten kein richtiges Pflichtspiel gemacht hat, kann nun in Länderspielen zum Einsatz kommen“, sagt Zorc. „Das hilft uns sicherlich weiter. Wir hoffen nur, dass sich kein Spieler eine blöde Verletzung zuzieht.“ Die Verletztenliste in der Defensive ist schließlich lang genug. „Viel mehr sollte nicht mehr passieren in Sachen Verletzungen. Das können wir in der Abwehr gerade noch auffangen.“ Eine Verletzung, die Michael Zorc besonders ärgert, ist der Faserriss von Mateu Morey. „Er war wirklich in einer sehr guten Verfassung“, leidet Zorc mit dem jungen spanischen Verteidiger. „Sein Ausfall tut weh. Mateu ist ein galliger und nickliger Spieler, der uns sehr gut gefällt. Er erinnert mich an einen Terrier.“
Alles schwarz malen will Michael Zorc trotz der Verletzungssorgen und der schwachen Leistungen in den letzten Tests nicht. „Natürlich waren die jüngsten Ergebnisse in den Testspielen nicht gut. Wir können das Ganze aber gut einordnen. Wir standen drei Wochen vor dem ersten Bundesliga-Spiel und zwei Wochen vor dem DFB-Pokal. In der Zeit kann sich vieles verändern. Für uns ist klar, dass jeder Einzelne die Zeit jetzt nutzen muss.“ Sinne schärfen für den nahenden Pflichtspielauftakt ist das Gebot der Stunde für die BVB-Stars.